Puh.
Verkatert, müde, ungelaunt.
Ich schäme mich wegen gestern, aber andererseits bin ich froh, daß es nicht schlimmer gekommen ist.
Ich bin wieder nüchtern und verdammt ernüchtert: Ich bin wirklich krank, psychisch krank.
Das hat nicht mit sich anstellen oder nichts geregelt bekommen zu tun, das hier ist tatsächlich eine Krankheit, mit der ich umgehen muß, lernen muß, umzugehen, umgehen will.
Zahlreiche Leute haben sich gemeldet, und es tut mir leid, daß ich mich nicht zurückmelden kann - es geht einfach nicht.
Ich versuche jetzt, mich aufzurappeln und wieder auf den Berg zu kommen.
Nur so viel: Ich denke an Euch da draußen, andauernd und ständig.
Ich bin im Moment einfach zu sehr mit meinem Kopf beschäftigt, und das kann noch eine Weile dauern.
Danke schon mal für Eure Geduld, die Ihr hoffentlich mit mir habt - ich arbeite dran, nicht mehr verrückt zu sein.
smiri - 9. Apr, 17:14
BLT heißt "Belastungstraining" und bedeutet: Übers Wochenende eine Nacht zuhause schlafen.
Vom Schlafen bin ich weit entfernt, ich weine seit zwei Stunden ununterbrochen, wieder selbstverletzende Tendenzen.
Ich will nicht abbrechen, aber ich kann einfach nicht aufhören zu weinen: Meiner Mutter geht es gesundheitlich nicht gut, meine Tante hat weder Telefon noch Fernsehen, das Haus meiner Oma ist immer noch nicht verkauft, mein Onkel ist Alkoholiker und hat Diabetes, mein Vater hat auch Diabetes und mir heute eine SMS geschickt, daß er sich nicht mehr bei mir melden wird, weil ich auf seine SMS nicht reagiere ("Hallo, Papa, tut mir leid mit Deinem Diabetes, ich bin seit fünf Wochen in der Klapse" erschien mir einfach zu unsensibel).
Ich breche hier grade zusammen und weiß nicht, wohin mit mir.
Soll ich wieder zurück auf den Berg, mit dem Taxi, weil keine Busse mehr fahren?
Soll ich den Löwen anrufen oder Fräulein P., Mitaptient_innen und Partners in Crime, beschäftigt mit dem eigenen BLT?
Ich gestehe, ich hab was Dummes gemacht: Es hat so weh getan, alles, daß ich mir zwei Bier gekauft und getrunken habe.
Und eine halbe Flasche Martini, die noch im Kühlschrank stand.
Und deswegen habe ich Angst, wieder hochzufahren, weil: Dann schmeißen die mich raus, weil ich getrunken habe.
Darf ich nämlich nicht.
Aber verdammt, mein Leben tut grad so weh, ich weiß nicht, was ich sonst tun soll, außer Kopf aus und raus.
Weil ich nicht weiß, wie ich weitermachen soll, was aus mir und meinem Leben wird, dem schmerzhaften.
Mir tut alles so weh, meine Kindheit, meine Vergangenheit, mein Herz.
Und deswegen schreibe ich, weil ich nicht weiter weiß - morgen sieht hoffentlich alles ganz anders aus und besser.
Ich will niemandem auf den Sack gehen, aber verdammt: Ich brauche Hilfe, jetzt - und weiß nicht, woher und von wem.
Ich würde mich am liebsten einfach zusammenrollen und weinen und den Kopf gestreichelt bekommen, aber wenn man keine Katze ist oder fünf Jahre alt, wer macht das schon.
Internet, ich will endlich eine verdammte Diagnose, das Elend in Worte packen und medikamentös in seine Schranken verweisen.
Dash hier geht nämlich gar nicht, das BLT.
Belastung trainieren, my ass.
smiri - 8. Apr, 19:54
Fünf Wochen, fünfeinhalb, um genau zu sein.
Fünfeinhalb Wochen Psychiatrie.
Kurz nach dem letzten Post kam die große Krise: Eine Woche nur weinen, trauern, vermissen.
Gemündet hat das Ganze dann in Getriggertwerden, selbstverletzendem Verhalten und dissoziativer Phase, alles an einem Vormittag, das fühlt sich im Nachhinein an wie ein schrecklicher Alptraum.
Jetzt bin ich müde und ängstlich, aber wieder da, im Großen und Ganzen, und war heute sogar mal ganz wacklig und still und leise glücklich mit meinem Leben.
Ich habe zwei Freundschaften geschlossen, in der Psychiatrie, wir sind ein Trio Infernale und halten und stützen uns gegenseitig, wenn es mal bei einer_m nicht geht.
Ich hoffe, daß diese neuen Freundschaften bleiben und tragen, bis nach Großbritannien bzw. Frankreich und wieder zurück.
Gegen Ende der kommenden Woche soll ich teilstationär gehen (dann doch, endlich mal), dann noch zwei, drei Wochen, dann sind acht Wochen rum und ich bin wieder draußen.
Draußen, das macht mir noch Angst, ich kann nicht gut alleine rausgehen, aber das wird bestimmt alles wieder.
Und schreiben geht grad auch irgendwie nicht, tut mir Leid, Internet, ich melde mich wieder, wenn es geht.
Übrigens: Diagnose habe ich immer noch keine, die Begriffe Depression, Bipolare Störung, Borderline-Syndrom stehen alle im Raum und kucken sparsam. Egal: Ich bin jetzt amtlich psychisch krank, irgendwie. Und auf dem Weg der Gesundung. Hoffe ich.
Und übrigens, Teil zwei: Nach viereinhalb Wochen Klapse bin ich wieder "nur" Vegetarierin. Ich verzichte zwar auf Milch und Eier, aber Butter und Käse esse ich wieder. Und Schokolade. Und Kuchen.
Naja.
smiri - 7. Apr, 17:29