die Sicht des Phoenix

Dienstag, 20. Februar 2007

Stöckchen und Freudenbrüller. Ach so, und Weihnachtsfeiern, verspätete.

Eine eindeutige Kuriosität ist mir dann doch noch eingefallen, die ich nicht vorenthalten möchte, weil ich sie so kurios finde: Ich bin kein Einkäufer, sondern Zweikäufer. Ich kaufe nämlich öftestens (fast immer, eigentlich) zwei Dinge oder Dinge in doppelter Dosis. Einkaufen geht irgendwie nicht und macht mich ein wenig unruhig: Wenn ich beispielsweise zum Bäcker gehe und mir EIN Kaffeestückchen kaufen will, kaufe ich zwei. Meist zwei verschiedene, aber zwei. Oder nehmen wir an, ich kaufe Wein für eine Party: Zwei Flaschen. Oder aber überhaupt Einkaufen: Ich kaufe zwei. Was nicht heißt, daß ich alles doppelt kaufen muß, es irritiert mich nur eben manchmal ungemein, nur einen Artikel aufs Band zu legen. Warum? Weiß ich auch nicht.

Darüberhinaus könnte ich heute aufgrund eines kleinen, aber feinen Unterschieds in einem gewissen Profil einer gewissen Seite schalalala nur so vor mich hinbrüllen vor guter Laune. Jawohl. So soll das: Gut.

Und innerhalb der nächsten Dreiviertelstunde mache ich mich auf den Weg zur FKS-Weihnachtsfeier (ja, wir haben fast März. Na und?), nachdem ich eine der beiden (klar, oder?) Tiefkühllasagnen in mich reingetan habe: Das mit dem Essen funktioniert nämlich wieder und geradezu besser, als mir lieb ist.

Wooooooooooooooooooooooooooooohoooooooooooooooooooooooooooo!
Mußte mal gesagt werden. Gnihihi.

...

Keine Sinnsprüche heute, keine tiefschürfenden Gedanken, keine Liedtexte: Der Phoenix ist müde und verpeilt und zufrieden.

Tiefe Ruhe macht sich breit und Sattheit: Das Wochenende hat mich satt gemacht und strahlend und laut der Missy sehe ich verwundert und erstaunt und strahlend aus, daß es so etwas wieder geben kann. Ich fühle mich, als leuchtete ich vor lauter Zufriedenheit über das, was ist, und was wir uns sind, die wir uns verflechten und verbandeln, alle meine HerzMenschen und ich und allen voran die zwei MenschenHerzen, von denen eines Smiris großes, sperriges ist, was sich erstaunlicherweise sehr leicht und zuhause fühlt.

Mir ist vieles sehr klar in meiner müden Zufriedenheit und ich bin zum ersten Mal seit langem endlich wieder in der Lage, mich aufgehoben zu fühlen: Große Neonbuchstaben an der Innenseite meiner Stirn, die leuchten und drängen und sich ihren Weg auf meine eigene Weise nach außen bahnen, die im Raum stehen und einfach da sind. Doch ich lasse sie einfach stehen: Manches bringt Unglück, das lehrte mich Trash Town, und ich bin ein abergläubischer Mensch. Ich werde auch so verstanden, und das, was ich nicht sage, macht keine Angst. Das ist gut.

Und jetzt wird geschlafen.

Samstag, 17. Februar 2007

Wir waren am Meer...also, ich zumindest.

Mitgenommen worden im Halbschlaf vom Pferdediebschen Gitarrenspiel: ganz eigenes Musikvideo oder eigener Soundtrack, Momentaufnahmen.
Zug fahren, umsteigen, weiterfahren, Wiese im Sommer, Gänseblümchen, eine Wohnung in Berlin, sich streitende Menschen, schlafen, einen Brief lesen, vieles im Zeitraffer, manches dann wieder Echtzeit, zum Beispiel der Pferdedieb, wie er auf dem Sofa sitzt und Gitarre spielt. Regen, das Meer, Sand.

Kurze Blitzlichter. Schade, daß man das eigene Kopfkino nicht mitschneiden kann: Ein schöner Film war es.

Glück ist satt und zufrieden und müde seufzen.

Nur ganz kurz: Gut ists und schön und der Pferdedieb sitzt neben mir im Wohnzimmer und spielt Gitarre, während ich blogge.
Zuhause, nicht mehr, nicht weniger, sondern jetzt und hier. Müde und satt und zufrieden: So einfach ist das mit dem Glücklichsein.

Ganz großes Gefühl von AllesIstGut, wenn auch hier und da was entelt, ich bestimmte Wirren der Vergangenheit nicht verstehe oder wie Menschen und Kombinationen so ungut werden können mit der Zeit oder nur noch ein schaler Nachgeschmack bleibt. Wie gesagt: Enteln und ein bißchen schmerzen tuts, hat aber mit mirhierjetzt nichts zu tun.

Die [m1] ist übrigens veröffentlicht: Gratulation, meine Liebe. Du bist super!

Heute ist Zuhause ist Jetzt. Punkt.

Freitag, 16. Februar 2007

Am nächsten Morgen sieht alles besser aus.

Ja, manchmal kann es schon nerven, daß Eltern oder Angehörige der älteren Generation mit solchen Sprüchen immer recht haben. Haben sie aber nunmal meistens...

Mit einer Nacht ausreichendem Schlaf und einer Tasse Kaffee und Sonnenschein, wie er schöner nicht sein kann an diesem 16. Februar bleibt wenig vom gestrigen Unmut übrig, ein leichtes Ziepen hier und dort, was mehr der Unsicherheit zuzuschreiben ist und der Mulmigkeit, WieWirdDasJetzt, WieGehtEsUnsDamit, WieGehenWirMiteinanderUm. Aber das vorherrschende Gefühl ist Freude, ganz große Vorfreude und überhaupt Freude: HeuteHeuteHeuteHeuteHeute!
Alles andere tritt erstmal in den Hintergrund: Ich will und kann mich nur noch freuen.
Meine neue CD ist da (Sia, "Colour the small one") und ist der Soundtrack dieses Tages: Aufstehen, Kaffee trinken, die [m1] wurbelt in der Küche, wir machen die Wohnung schön, alles wird gut und ist es schon. Alles friedlich und die Sonne scheint, blauer Himmel: Der erste seit Ewigkeiten.

Noch sieben Stunden, und dann...
Am Bahnsteig stehen und warten und nervös sein und einen kleinen heißen Gummiball im Magen haben, der auf und ab hüpft und sich an den Haaren zupfen und am Mantel nesteln und Hände in die Taschen und wieder aus den Taschen und auf und ab gehen und sich albern vorkommen, weil man so nervös ist.
Zug fährt ein, Menschen steigen aus, ScannenScannenScannen: Wo, wo nur? Zug verpaßt? Doch nicht gekommen? Absurde AngstNervösGedanken machen sich breit: Was, wenn...?
Und der Moment wie ein Stich, der Gummiball löst sich auf, verglüht innerhalb einer Sekunde wie ein kleiner Komet, der in den eigenen Magen gestürzt ist: DA! Jeder Gesichtsmuskel fängt an zu Grinsen, plötzliche Verlegenheit, aufeinander zustaksen wie Marionetten eines ungeübten Puppenspielers, wie an Fäden, zueinander gezogen.
Sich dann in die Arme fallen, unendlich erleichtert: Wir hier, jetzt, gut.
Den vertrauten und fast vergessen geglaubten Duft riechen, nie wieder loslassen wollen, zwei Menschen eingehüllt in ihr eigenes Wiedersehensuniversum, in das nichts von außen dringen kann in dem Moment, wo alles golden ist und schön und strahlt und man sich riecht und berührt und es kaum fassen kann: Wir, jetzt, hier? Gott, wie gut, wie gut.

Darauf freue ich mich. Noch sieben Stunden...

Mein Ohrwurm seit gestern Abend sei an dieser Stelle nicht verschwiegen, denn manche Ohrwürmer haben ihre Berechtigung. Sie versuchen, ihre Botschaft loszuwerden, und gehen nicht eher weg, als bis man ihnen zugehört und sie verstanden hat. So auch dieser:

Die Braut haut ins Auge, "Nichts ist für immer"

Zwei Millionen Menschen in dieser Stadt
und genauso viele Möglichkeiten
Zufall führte uns zusammen aber wir entscheiden ob wir bleiben

Nichts ist für immer kommt aus meinem Mund
doch meine Augen wollen immer alles
Ich kann dir kein Versprechen geben
doch ich kann, oder ich könnte dich lieben

In meinem schönsten Kleid steh ich vor dir
und sing dir meine Lieblingslieder
als sänge ich sie zum ersten mal
doch du ahnst schon - es ist nicht wahr

Nichts ist für immer kommt aus meinem Mund
doch meine Augen wollen immer alles
Ich kann dir kein Versprechen geben
doch ich kann, oder ich könnte dich lieben

Und alles fängt wieder von vorne an
wir rollen unsere Geschichte auf
und jedesmal wird sie kompakter und abstrakter wie in einem Film

Und nichts ist für immer kommt aus meinem Mund
doch meine Augen wollen immer alles
Ich kann dir kein Versprechen geben
doch ich kann, oder ich könnte dich lieben

I don´t care who you are, where you´re from,
what you do - as long as you love me
who you are, where you´re from, what you do - as long as you love me

Dieses Lied hat Flügel
Dieses Lied hat Flügel
Dieses Lied hat Flügel
Dieses Lied hat Flügel

Donnerstag, 15. Februar 2007

Nur zum Rausschreiben, nicht zum Nachfragen.

Smiri ist verwirrt und weiß nicht, ob sie sauer oder froh oder beides sein soll. Ich glaube, ich bin von allem ein bißchen: Damit hab ich jetzt wirklich nicht gerechnet. Leichte Bratpfanne, aber nur eine kleine, und ich bin mehr verdattert als sonstwas. Und ein bißchen traurig. Und gleichzeitig auch erleichtert: Das macht alles menschlicher und realer, nimmt den Druck von Perfektion von mir und beweist mir wieder, wie echt und ehrlich das hier ist, auch wenn es erstmal wehtut.

Daher auch bloggen: Mich reinschreiben und rausschreiben und aufschreiben und festhalten und Gedanken ordnen. Alte Bilder kommen hoch, werden verglichen mit den neuen, Bedeutungen werden entdeckt und festgesetzt, Gefühle eingeordnet und identifiziert...ja, das hier ist Realität. Das ist zum Einen scheiße, weil es wehtut. Andererseits ist es auch gut: Es ist Realität und kein Traum, aus dem ich aufwache.

Und solche Bratpfannen machen vieles klarer, zum Beispiel, wo ich hin will, wo meine Grenzen sind, wohin die Reise geht, was jetzt eigentlich ist und wie das ganze bezeichnet werden soll.

Ich bin verstimmt, was auch nur natürlich ist (wäre ich es nicht, wäre das eine Lüge), aber auch erleichtert. Und verletzt und traurig und andererseits lache ich drüber, nein, nicht lachen, ich lehne mich vielmehr zurück und denke an den Phoenix und was er und ich schon mitgemacht haben und werde recht entspannt, weil ich weiß: Mich bringt nichts mehr um außer der Tod. Alles andere sind Widrigkeiten, die es auszuräumen und zu klären gilt.

Also, liebe Smiri: Es ist, was es ist. Kein Grund, in Panik zu verfallen oder sich aufzuregen, die meiste Arbeit liegt schon hinter Dir, das hier sind nur Kleinigkeiten, die zwar maximal enteln, aber eben nur enteln und nicht wirkliche Verletzungen zuführen.

Und an alle, die jetzt wissen wollen, worum es geht: An dieser Stelle schweigt Smiri sich aus. Punkt. Das hier geht ausnahmsweise wirklich niemanden was an, und so groß ist es nicht, als daß es jemand wissen sollte. Ich will mich nur rausschreiben, mehr nicht, und das habe ich hiermit getan.

Morgen. MorgenMorgenMorgen! MORGEN!

Smiri übt sich in UnGeduld, nur ein wenig mehr als 24 Stunden, vollgepackt mit DingenSachenZeug, die die Dame noch erledigen mußsollkannwilldarf: Hach, wat freu ich mich.

Der Tag vor einem Ereignis ist meines Erachtens der schönste, weil die Vorfreue endlich ein greifbares Ziel hat: Bis morgen ist ein Zeitraum, in dem ich denken kann, das kann ich greifen, das hat sozusagen goldfischbedingte Kurzzeitzukunft.

Gestern wurden leider ganze zwei Blogeinträge gefressen, einer vom abstürzenden Firefox (Linux erstaunt mich immer wieder), einer von einem Smiriklick zuviel: Fenster zu, Affe tot bzw. Blogeintrag weg. Nuja.
Nachschreiben mag ich nicht, dafür waren die Einträge zu sehr situationsbedingt, das krieg ich jetzt so nicht mehr hin.

Heute besteht mein Tag darin, des Phoenix' Nest aufzurüschen, die Ästchen und Stöckchen zu ordnen, eventuelle kleine flackernde Feuerchen zu löschen und alles gemütlich zu machen für das Wochenende, an dem nichts geplant ist, aber viel im Hinterkopf, worauf sich Madame Phoenix und Monsieur Pferdedieb freuen können und dürfen.
Der morgige Tag ist allein der Fellpflege gewidmet: Da putzt sich der Vogel das Feuergefieder, strählt die einzelnen Federn und verziert, wo es nötig erscheint.
Ganz klassisches Balzverhalten lege ich an den Tag, und ich freue mich drüber: Ein besserer Mensch werden, nicht nur äußerlich und punktuell, sondern auch groß angelegt für die nächste Zeit.

Was da auch heißt: Kopf ordnen, wo zur Zeit wieder viel drin rumspukt (wir befinden uns im zweiten Jahr der Phoenixgenerierung, und die ersten Stufen Richtung Keller werden gerade begangen, langsam und zögerlich), Nerven behalten, nicht den Kopf verlieren. Was aber auch heißt: Mich mitteilen, erklären, mich beobachten, aufmerksam, und intervenieren, wenn mein Kopf zu platzen droht.
Und was auch heißt: Wieder essen, mehr oder überhaupt mal und gesünder, viel Wasser trinken (viel heißt mehr als einen halben Liter am Tag), meine Haut pfleger, die trocken ist und schuppt und sich schält und weg will von mir oder ich aus meiner Haut und schlafen und weniger rauchen und gut auf mich aufpassen.

Das alles erfordert Geduld und Fingerspitzengefühl und ein gehöriges Maß an Sensibilität und Aufmerksamkeit, weil ich mich nicht nur auf mich und Trash Town konzentrieren kann und will, sondern auch auf das, was um mich herum passiert. Das fällt mir schwer zuweilen, aber ich weiß, ich kann trotz all dem Ich, was ich mit mir rumtrage, auch für andere da sein, auffangen, zuhören, festhalten. Und auch mal die Klappe halten, meine Sorgen zurückstellen und mich konzentrieren.

Wobei letzteres mir heute unheimlich schwer fällt: Die Sonne scheint, es riecht nach Frühling und ich denke nur MorgenMorgenMorgenMorgenMorgen und freue mich und habe den Kopf gleichzeitig in den Wolken, im Gras, an den Eisenbahnschienen und irgendwo verdreht und verloren.

Und wenn mir auch mein Körper zur Zeit signalisiert, daß nichts gut ist, so ist doch alles gut, weil es nun mal ist, wie es ist: Ich weiß, ich habe noch einen weiten Weg vor mir. Und der ist alles andere als gerade und eben und schön, sondern ein richtiger kleiner Mistweg zuweilen, und ich muß ihn letztenendes ganz alleine gehen, mit dem Wissen, daß ich gut so bin, wie ich bin: Jetzt schon.

Mittwoch, 14. Februar 2007

Dem Schönen, Wahren, Guten.

Wunderbar, einfach nur wunderbar.

Wer irgendwie noch an Karten für die Tour kommt, möge sich bitte bitte Deine Lakaien zusammen mit der Neuen Frankfurter Philharmonie ansehen.

Ich war gestern mit der [m1] und dem Sir in der Alten Oper beim Auftaktkonzert der Tour, und ich war seltenst so ergriffen: Gott, wie schön.

Alleine die Entourage: Das Gebäude der Alten Oper hell erleuchtet, davor auf dem großen Platz hier und dort schwarze Gestalten, wie eine große Gruppe Krähen, sitzend, stehend, laufend: Nur schwarz, überall schwarz. Und für diesen einen Abend gehörten sie (nein, gehörten wir!) dort hin, in genau diese Stadt, in genau dieses Gebäude: Deine (nein, Unsere!) Lakaien geben ein Konzert für uns, für die schwarzgekleideten Gestalten in Ledermänteln, für die subkulturellen Krähen, die sich eines Abends aufmachten, das große, gläserne Frankfurt zu erobern.

Das Konzert war unbeschreiblich schön. Ernst Horn dirigierte nicht nur die Computer und Synthesizer, sondern auch die Philharmonie (der Mann ist ausgebildeter Dirigent, das weiß ich auch erst seit gestern), und was er dirigierte, war beeindruckend: Erst durch die Geigen und Celli und Pauken wurde mir klar, wie komplex das eigentlich elektronische Geschwurbel der Lakaien ist. Da wurde auf die Saiten eines offenen Flügels gehämmert, Geigensaiten geschlagen und gezupft, zwölftonartige, fast schon atonale Klangteppiche gewebt, und über allem lag die Stimme Veljanovs, der nach zwanzig Jahren LakaiSein immer nur besser wird.

Das Publikum bat der Alten Oper etwas, was sie wohl nicht oft zu hören bekommt: Lauten Applaus, Pfiffe und Schreie der Begeisterung, Standing Ovations, die nicht enden wollten und das Allerallerschönste:

Die letzte Zugabe war "Love me to the End", und nach den ersten drei Tönen ging ein Aufschrei durch das Publikum und ein Hüpfer durch mein Herz, denn jeder hatte drauf gewartet und gehofft, aber letztenendes hatte es doch keiner zu träumen gewagt: Dieses Lied, jetzt, hier. Und danach war ich froh und zufrieden, das war der eindeutige Abschluß, danach durfte nichts mehr kommen und kam auch nicht.

Die Musiker waren glücklich, wir auch: Wunderbar.

Montag, 12. Februar 2007

Mwoarrrrrrrrr! Ich rocke!!! Aber das nur am Rande, hehe.

Sodele: Magistrandenkolloquium liegt hinter mir, weder Kopfab- noch Arschaufriß, ergo: Ich bin wieder entspannt. Pfuha.

War alles gar nicht so einfach: Mein Rechner hat gestern Abend beschlossen, daß er gerne zicken möchte, also habe ich bis zwanzig vor zwei (also zwanzig Minuten vor Beginn des Kolloqs) noch an meinem Vortrag gesessen.

Aber war wohl gut. Mein Chef meinte, ich solle an meiner Rhetorik arbeiten: Das Verkaufen liegt mir nicht, wenn ich nicht überzeugt bin, und ich ging davon aus, daß meine Präsentation eine Zumutung vor dem Herrn ist, das kam wohl auch so rüber. Ui. Aber rein inhaltlich und methodisch bin ich auf dem richtigen Weg, und das find ich ganz prosaisch sehr geil.

Haaaaach...jetzt einfach nur noch heim und mich über kurz oder lang ans Telefon klemmen und den Pferdedieb anschreienrufen. Geschrien wird heute nicht, außer vor Begeisterung darüber, daß ich so ein hölleneffektiver Prokrastinator bin.

Geilo.

Schade, daß man Grinsen nicht bloggen kann: Meins wird grad nur von den Ohren daran gehindert, einmal um meinen Kopf rum zu laufen, sähe bestimmt adäquat scheiße aus.

Freitag, 9. Februar 2007

Confessions of an endangered mind oder: Über Grenzen, Gott und Spuren im Sand.

Zunächst mal: Dieser Eintrag geht an alle meine Lieben da draußen, an meine Familie, sei es nun biologisch zufällig oder selbst gewählte, die engsten HerzMenschen oder weitentfernte HerzVerwandte, jahrelange Begleiter oder seit kurzer Zeit in mein Leben Gefallene. Das hier ist von mir für Euch und kommt von Herzen.

Es nagte etwas an mir und rumorte in mir die letzten Tage, und ich wußte nicht, was es war. Gemerkt habe ich es erst daran, daß das mit dem Essen schon wieder nicht funktioniert, daß die Störungen und ungesunden Verhaltensweisen ärger werden und mir Ärger bereiten. Irgendwas pochte an mein Hirn und wollte rein oder raus oder woandershin.

Gestern abend wurde es akut und ließ mich unzufrieden und traurig und verzagt und klein und müde werden, aber ich denke, jetzt habe ich sowohl das Problem als erstaunlicherweise auch die Lösung. Das, was ich hier schreibe, mag sich für jemanden mit einem anderen Universum und anderen Gesetzen sehr seltsam anhören, aber ich habe die tiefe Überzeugung, daß es funktioniert...

Ich hatte heute morgen ein Gespräch, in dem mir Einiges klargeworden ist und in dem ein Satz fiel, der mich beeindruckt hat, der eine Flut von Gedanken ausgelöst und mir das Problem sowie die Lösung unter die Zunge gelegt hat, auf daß sie wenig später aus meinem Mund kullerten, laut gedacht und erst hinterher gemerkt, was ich gesagt habe: "Erst durch unsere Grenzen können wir uns wirklich nahe kommen, erst wenn sich die Grenzen berühren, wissen wir, daß wir dem andern nahe sind."
Das ist es. Erst, wenn ich meine eigenen Grenzen und die meines Gegenübers begreife, ist wirklicher Austausch möglich, sie bilden sozusagen die Andockpunkte, an denen sich zwei Universen berühren können. Das ist es, was ich lerne: Meine Grenzen zu kennen und sie zu respektieren, sie deutlich zu machen und notfalls auch zu verteidigen. Ich setze mich auseinander mit mir und meinen Grenzen, und auch mit denen der anderen: Ich beschäftige mich wirklich und wahrhaftig mit einer Person, wenn ich ihre Grenzen erfahre und zu mir in Bezug setze, das ist Beziehung im Sinne von tiefgründig, intensiv und nah.

Da ich mich so viel damit beschäftigt habe im letzten Jahr wie nie zuvor in meinem Leben, brummt mir zuweilen der Schädel vom Nachdenken, das Denken und Grübeln und Überwachen und Kontrollieren macht mich müde. Und genau hier fangen meine Confessions of an endangered mind an: Seit einiger Zeit mache ich meinen Kopf aus, weil es mir zuviel wird. Ich habe mich im letzten halben, dreiviertel Jahr (oder auch schon länger, ich weiß es nicht) so oft und so arg betrunken wie schon seit zehn Jahren nicht mehr.
In meiner Familie gibt es viel zu viele Menschen mit einem ungesunden, nein eigentlich einfach nur beschissenen Trinkverhalten, und ich gehöre auch dazu. Alkohol ist in der Gastronomie immer zugänglich, immer präsent, immer am Start: Wir nutzen das aus. Viel zu oft.
Bis vor einiger Zeit konnte ich damit völlig entspannt umgehen: Ein Glas Wein, oder auch mal zwei. Stop. Zwei, drei Bier, leicht angeschickert. Stop. Auch mal richtig betrunken nach Hause gehen, sich was kochen, am nächsten Tag Kater wie Sau. Stop.
In letzter Zeit ist mir mein inneres Stopschild abhanden gekommen: Fange ich an zu trinken, höre ich nicht mehr auf, bis ich voll bin und betrunken nach Hause gehe. Ich trinke, wenn ich gut drauf sein will, ich trinke, wenn ich wütend bin, ich trinke, wenn ich Angst habe. Ich trinke, um den Kopf auszumachen.
Seit ein paar Wochen ist mir das bewußt: Ich will nicht mehr so trinken. Also trinke ich nicht mehr oder viel weniger als vorher. Aber was tue ich stattdessen? Ich kiffe. Nicht viel im Vergleich zu andern, aber viel im Vergleich zu mir, früher, damals, bis vor ein paar Monaten, wann auch immer. Abends heimkommen, Tagwerk erledigt, Kopf immer noch an, will nicht runterfahren: Telefonieren, Tüte bauen, Kopf aus, im Rausch einschlafen.
Und seit ein paar Tagen nagt es an mir und will raus oder rein und jetzt ist es da, wo es hin soll: Ich habe ein Problem mit dem Kiffen. Ich will das nicht mehr, ich will keine Funktion mehr außer Genuß, ab und zu, FesttagsTüte, Gläschen Wein zum Essen und gerne auch mal die Kuh fliegen lassen, aber bitte nur die Kuh und nicht meine Ängste und Sorgen und Nöte und Zwänge.

Alles reine Entscheidungssache, und ich habe mich heute entschieden: Schlußaus. Lieber den Kopf anlassen, als ihn weich und mürbe und blöde zu machen, egal durch was. Mein Kopf ist es nämlich, auf den ich stolz bin, stolzer als jemals zuvor, weil er, weil ICH im letzten Jahr und auch die Jahre davor so viel geleistet habe, weil ich mich verändert habe, weil ich stärker und authentischer und ehrlicher geworden bin. Ich will diesen meinen Kopf, mit dem ich noch mein ganzes Leben verbringen muß, nicht kaputt machen. Ich will den Phoenix weder ersäufen noch ersticken, nur weil er ein Workaholic ist und keine Pausen macht. Das gehört zu mir dazu, zu meinem Leben und zu meiner Welt, und die Welt läßt sich nun mal nicht anhalten und soll es auch gar nicht, denn Stillstand heißt auch: Es dauert länger, bis alles gut wird, bis alles da ist, wo es hin soll und Frieden einkehrt.

Und an diesem Punkt kommt jemand ins Spiel, der lange nicht mehr wirklich präsent war in meinem Leben, und dessen gedachten und gefühlten Verlust ich nie verwunden habe: Gott.
Es gab mal eine Zeit, in der mein Kopf auch andauernd dachte und wollte und forderte, in der ich mich wie eine Flipperkugel durch mein Leben geworfen fühlte, aber gleichzeitig so selbstverständlich Gottes Präsenz gespürt habe, daß ich durch Beten und Meditieren oder sagen wir Zwiesprache (wortlose, gefühlte) ruhiger wurde. Ich habe mich aufgehoben und geborgen gefühlt, einfach weil ich wußte: Er ist da und alles wird gut, weil er bei mir ist, immer.
Drogen geben mir auch das Gefühl, daß mein Kopf aus ist, vielleicht sogar heftiger, aber anders: künstlich. Wenn ich morgens aufstehe und Kaffee trinke, um wach zu werden, bin ich irgendwann wach und je nach Kaffeekonsum nervös. Wenn ich morgens aufstehe und ausgeschlafen habe, bin ich wach. Punkt. Einfach und ehrlich da und wach und fertig, und nicht künstlich herbeigeführt da. Klar gibt es Zeiten, in denen einem metaphorisch gesehen anscheinend nichts anderes übrig bleibt, als sich literweise Kaffee in den Kopp zu hauen, weil man morgens wach sein muß, aber hey: Wie wäre es mal mit früher schlafen gehen?
Oder, um mal wieder aus der Metapher auszusteigen: Sich wieder mit Gott und meiner inneren Ruhe auseinanderzusetzen? Das ist zwar anstrengender und mit mehr Arbeit und Aufwand verbunden als sich einfach Alkohol undoder THC in den Organismus zu ballern, aber dauerhaft gesünder und effektiver, weil ehrlicher.

Und ich habe mich entschieden, den ehrlichen Weg zu gehen, denn der Phoenix braucht Ehrlichkeit, um zu wachsen und fliegen zu können. Ich will den Rauschmitteln ihre Funktion, die ich ihnen in letzter Zeit zugewiesen habe, entziehen und wieder alles an seinen Platz verweisen und meine Sorgen und Ängste dorthin tragen, wo sie gut aufgehoben sind.

Atheisten mögen hier berechtigerweise einwenden, daß ich mir damit eine Ersatzdroge verschaffe, Opium fürs Volk, mag sein. Aber in meinem Universum gelten meine Regeln, und wenn diese funktionieren und niemandem schaden (allen voran mir selbst nicht), entscheide ich mich dafür.

Das Taizetrauma ist immer noch nicht verwunden, es lauert immer noch irgendwo in Trash Town und harrt aus, ist irgendwo verdrängt und doch da: Die Schreie, das Blut, die Angst, die Fassungslosigkeit und Verzweiflung. Während ich dies schreibe, verändern sich die Geräusche um mich, werden kristallener, weil ich beim Schreiben dieser Zeilen an eine Glaswand gestoßen bin, die in mir nachklingt. Dahinter lauert das Trauma und sieht mich an, und ich kann es nicht fühlen oder anfassen, nur sehen, weil da noch zuviel abgespalten ist, zu schlimm und noch zu viel für mich.
Aber ich weiß, daß Gott mich nicht verlassen hat, daß er immer noch da ist. Ich kann ihn spüren, wieder lauter und mehr, jetzt. Und er ist bei mir und bleibt es und paßt auf mich auf, wenn ich nur bei mir bin und bleibe.

Eine Geschichte, die das alles verdeutlicht, muß ich an dieser Stelle einfügen:


Spuren im Sand
Margaret Fishback Powers, 1964


Eines Nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten,
Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben.
Und jedesmal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.
Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen
war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte,
daß an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine Spur
zu sehen war. Und das waren gerade die schwersten
Zeiten meines Lebens.

Besorgt fragte ich den Herrn:
"Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du
mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich, daß in den schwersten Zeiten
meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am
meisten brauchte?"

Da antwortete er:
"Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie
allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
Dort wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen."


Ich bin nicht der Fels in der Brandung, wie ich noch vor ein paar Tagen dachte. Ich bin aber auch nicht klein und verzagt und fünf Jahre alt, wie ich gestern dachte. Ich bin ich, und ich habe Probleme, und ich brauche manchmal einfach jemanden zum Anlehnen. Aber ich weiß auch, daß ich Menschen zum Anlehen und Dasein und InDenArmNehmen habe, daß ich eine Familie habe, und das macht mich glücklich.
Das Wissen, daß ich mich anlehnen darf und Kummer haben und Sorgen, daß ich angenommen werde, egal wie schlecht es mir geht, daß ich geliebt und gemocht und respektiert werde, so wie ich bin, macht mich froh und zufrieden.

Und bevor ich mich im Pathos verliere (die Sonne scheint gerade sehr gottgleich durch die Wolken und mir ins Gesicht), sage ich einfach: Danke. Euch allen.

Nie fragen!

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