Smiris Welt

Montag, 23. Mai 2011

Ach, Internet...

...wie kann denn ein Mensch alleine nur so traurig sein wie ich?

Ich bin so richtig liebeskümmerig und traurig und verzagt und ich vermisse den Mann sososo.

Ich weine zwar nur noch fast, aber ich fühle mich wie mein depressiver Lavendel Otto, der eine Woche nach Kauf schon ganz vertrocknet war. So vertrocknet und krepelig und ganz zerbrechlich, weil mir der Mann so fehlt.

Und ich versteh das gar nicht, denn ich kenn ihn doch erst seit vier Wochen, wieso fehlt der mir denn so? Jetzt schon? Wo ich mich doch so oft aufgeregt und geärgert habe über ihn? Und ganz viel gezweifelt, ob das überhaupt funktioniert?
Aber auch ganz oft gelacht und mich wohl gefühlt und an ihm gerochen und gedacht, ja, gut. Und ihn niedlich gefunden und klug und beruhigend.

Man beachte: Ich bin heute morgen erst gegangen. Wir haben uns also vor weniger als zwölf Stunden das letzte Mal gesehen. Und sind nicht im Zorn auseinander. Und sind ja nicht offiziell auseinander, sondern was weiß ich. Und kennen uns erst vier Wochen.

Und verdammte Hacke noch eins, er fehlt. Er FEHLT. MIR.

Nee, ich glaube nicht daran, daß es nochmal gut wird. Weil ich mit dem Schlimmsten rechnen möchte, damit es nicht so weh tut, wenn das eintrifft. Und weil ich mir auch nicht vorstellen kann, wie der Mann den Mut zu mir haben kann und wie ich das Vertrauen zu ihm wiederbekommen soll.

Denn das hat wehgetan, das Gespräch gestern. Das hat mir wehgetan, weil ich ihm vertraut habe und auf uns vertraut habe und plötzlich ist alles ganz anders und keine_r von uns weiß, wieso, was ist denn hier eigentlich passiert.

Das ist das, was mir so wehtut. Und was mich verletzt hat.

Ach, Internet, er fehlt mir.

Herzweh ist scheiße.

Bleibt mir wohl noch, zu gehn.

Ach Internet.
Warum sind die richtigen Entscheidungen gerne mal die, die am meisten wehtun?
Der Mann ist sich nicht mehr sicher, ob er eine Beziehung stemmen kann, sagt er.
Er kennt die Zweifel nicht oder wenn, dann nur als immer größer werdenden und triftigen Trennungsgrund.
Er weiß nicht, wie das ist, eine einmal getroffene Entscheidung anzuzweifeln und den Zweifel erstmal auszuhalten.
Für mich ist das normal, Internet, das weißt Du, schließlich besteht Smiris Welt aus Gedanken und Gefühlen, zu denen der Zweifel nun mal dazugehört.
Nachdem wir gestern geredet und beide geweint haben, habe ich in des Mannes Wohnung genächtigt, alleine weitergeweint und lange nicht geschlafen.
Heute morgen bin ich dann gegangen, ich habe ihm gesagt, er soll sich in Ruhe Gedanken machen, rausfinden, was er will.
Weil ich nicht möchte, daß ich wochenlang in einem unsicheren Nähe-Distanz-Eiertanz gefangen bin. Das tut mir nicht gut, das kann ich nicht und will ich auch nicht: Stimmungsbarometer sein und eigene Bedürfnisse nicht mehr hören, aus Angst, alleine zu sein, verlassen zu werden, etwas falsch zu machen.

Mein erster Gedanke heute morgen nach dem Aufwachen und mein letzter gestern vorm Einschlafen war "Ich will nach Hause." Gefolgt von "Ich muß gehen".

Ich habe auf mich gehört und bin gegangen, denn: Was soll ich denn sonst auch tun?

ich möchte gewollt werden, richtig gewollt und begehrt und gut gefunden, und so gerne ich den Mann auch habe (und Internet, glaub mir, ich habe den Mann schrecklich gerne, sonst würde ich nicht so viel weinen müssen und mein Herz täte weniger weh und auch das Vermissen wäre weniger schlimm), so gerne ich den Mann jedenfalls auch habe: Ich habe mich auch verdammt gern. Und so sehr ich ihn auch verstehe, das tue ich tatsächlich und kann es nachvollziehen, daß es nicht einfach ist, wenn die ganze Zukunft aus rohen Eiern besteht und man siebzehn davon gleichzeitig jonglieren muß, ich kann da nicht bleiben, wo ich nicht gewollt werde und mich nicht wohl fühle, weil ich nicht weiß, geht das jetzt, das mit der Nähe, oder lieber Distanz oder wie oder was.

Ich will jemanden, der mich will. Das ist meine Basis.

Bleibt mir wohl noch, zu gehn.

Donnerstag, 12. Mai 2011

Heute wieder gut.

Jau, die schlechte Laune ist verflogen. Stattdessen nun Kopfbrummen und Schniefnase: Das wird entweder Migräne oder eine Erkältung. Mannmannmann, Altwerden nervt ganz schön.

Höhö.

Gut, wenn man nur Luxusprobleme aufzuweisen hat!

Mittwoch, 11. Mai 2011

Life's no bed of roses, you know.

Keine Sorge, dem Mann und mir gehts gut. Wir sitzen in der Küche, er programmiert und kuckt konzentriert und macht Dinge mit Code und hat heute seinen Mietvertrag unterschrieben. Ich sitze auch in der Küche, bin undefiniert schlecht gelaunt und versuche, mich rauszuschreiben aus der schlechten Laune, weil es keinen Grund gibt und ich mich nicht mit dem Mann streiten will, weil ich einfach undefiniert schlecht gelaunt bin und es doch eigentlich keinen Grund gibt.
Manchmal gibt es solche Tage.
Muß man durch.
Gut gehts mir jedenfalls mit dem Mann, soviel kann ich mit Sicherheit und Bestimmtheit sagen. Meine Wohnung ist aufgeräumt wie nie, mein Kopf funktioniert erstaunlich gut und nach dem Rausch der ersten zwei Wochen bin ich auch wieder sowas wie produktiv.
Nur heute, heute will er nicht, mein Kopf. Einfach mal so.

Jedenfalls: An sich ist alles in Ordnung, but life's no bed of roses, you know.

Dienstag, 26. April 2011

Ach, Ostern, Du alte Hippe.

Ich komm grad aus dem Grinsen nicht mehr raus: Seit Samstag habe ich insgesamt zwölf Stunden geschlafen, weil ich vor lauter IchSein und MichGutFinden jemanden kennengelernt habe.
Es ist entspannt und spannend mit dem Herrn und wir werden sehen. Fest steht jedenfalls: Der Mann hat nen Job, eine Wohnung, ein Auto, ein Leben, Hobbies, keine Drogenprobleme, keine Schulden oder sonstige Abhängigkeiten und keine offensichtlichen psychischen Krankheiten. Und wohnt bald zwei Straßen weiter von mir (derzeit nur ein paar Autominuten weg).

Ungewohnt, to say the least.

Ich mag ihn, wir lachen ganz viel und sind auf den ersten Blick sehr gegensätzlich - auf den zweiten aber finden sich hier und da Ähnlichkeiten, die es zu entdecken gilt.

Meine Monster tauchen auf, halten sich aber im Zaum, wahrscheinlich, weil sie in diesem unbekannten Stück ihren alten Text gar nicht benutzen können, es gibt keine Präzedenzfälle, kein Script, was man einfach mal aufsagen könnte, naja, sagen wir einfach mal nix oder nur die erste Zeile.

Und kucken, was passiert.

Ostern war schön.

Donnerstag, 21. April 2011

Hurra, Feierabend!

Woher ich das weiß?
Smiri hat eine Feierabendmeise.

Im Ernst jetzt: Seit ein paar Tagen kommt jeden Tag so gegen Feierabendzeit eine kleine Meise und setzt sich auf das Geländer vor meinem Bürofenster.
Und heute habe ich beschlossen, daß das meine Feierabendmeise ist, die mich an Freizeit und Leben neben der Arbeit erinnern will. Eine kleine, vogelförmige Ode an meinen Feierabend. Der ich Folge zu leisten habe: Wer will es sich schon mit dem Universum verscherzen, wenn es einem kleine, niedliche Botschafter schickt?

Hurra, Osterwochenende: Ich komme!

Mittwoch, 20. April 2011

Return of the Magen-Darm. Plus Uterus.

Nachdem meine inneren Organe gestern sowohl heimlich abgesprochen als auch erfolgreich versucht haben, meinen Stoffwechsel lahmzulegen (Uterus, Magen und Darm, I'm looking at you! Ganz fieses Timing, Ihr drei!), bin ich seit gestern auf Schonkost: Ungesüßter Dinkelzwieback (hallo, Reformhaus), Kamillentee, Gemüsebrühe und Coca Cola (hallo, Markenbindung). Also mal ehrlich, bei Darmgrimmen kann BioZisch Cola-Guarana leider vollkommen einpacken: Coca Cola in 0.33l-Glasflaschen mit Kronkorken ist die einzig wahre Art, das Zeug zu konsumieren! Ich bin sogar extra deswegen in den Getränkemarkt um die Ecke, von meinen inneren Organen unbemerkt, den fiesen Putschisten, um mir meine Cola zu kaufen. Und dann ganz schwächlich und grünlich wieder heimgeschlurft. Da bin ich dann doch Kapitalistenkind der 80er...

So ganz gesund bin ich nach einem Tag abwechselnd im Bad und schlafend noch nicht wieder ganz fit, obwohl ich wieder arbeiten gehe, denn ich bin nach ganz winzigen Portionen meiner Schonkost ganz furchtbar satt und vermisse die Schokolade nur psychisch.
Was ein eindeutiges Zeichen ist, daß ich noch krank bin. Keine Schokoladengier in 48 Stunden? Smiri, mir graut vor Dir!

Jedenfalls bin ich froh, daß der 24-Stunden-Couchaufenthalt vorbei ist: Krank sein, während draußen die Sonne scheint und sich die Mädels auf Biere treffen, ist total blöd.

Ich habe noch einen Comic- und einen Dokutip vom Krankenlager gestern. Indiana Jones 4 war zu albern, den empfehle ich nicht. Hehe.

Freitag, 15. April 2011

Just a short question from the Fat-o-Sphere

Öhm, liebes Internet, ich bin so hirnfaul:

Hast Du Namensvorschläge für eine Kategorie in Smiris Welt, in der es um Frauen, Feminismus, Fat Acceptance, Health at every size und sowas geht? Und um Politik? Und Aktivismus?

Mir fällt nur Unsinn ein. Oder Namen, die mir einfach nicht gefallen, weil sie nicht alles beinhalten, was in die Kategorie reinsoll. Oder Titel, die es so ähnlich schon als Buch gibt.

Also, wenn Dir was einfällt, rein in die Kommentare damit.
Ich geh mal Kaffee trinken Inspiration suchen.

Donnerstag, 14. April 2011

Just a short note from the Fat-o-Sphere.

#thingsfatpeoplearetold geht weiter.
Hier noch eine Antwort von der großartigen Dr. Samantha Thomas.

Ich denke darüber nach, mir einen Twitter-Account zuzulegen und diesen ganzen großartigen Menschen folgen zu können.

Außerdem gibt es eine neue Kategorie, sobald mir ein gescheiter Name dafür einfällt.

Dienstag, 12. April 2011

Everybody's doing it, so why can't we?

Liebes Internet, kennst Du das, wenns im Herzen ziept und im Hals sich ein Kloß ballt, und Du bist wütend und weißt eigentlich nicht wieso?

Genauso gehts mir.

In Kurzfassung: Echo und ich haben telefoniert, das ist jetzt geklärt und abgeschlossen (soweit man eine Beziehung durch ein Telefonat abschließen kann). Wir werden uns irgendwann treffen und nochmal persönlich reden, aber so ist es erstmal gut. Ich habe gemerkt, daß es die richtige Entscheidung war, alles in allem gehts mir wirklich besser so.

Samstag hatte ich Seminar, was trotz großer Pannen zu Beginn (traue NIEMANDEM, der Dir sagt, ein Seminarraum sei NIE abgeschlossen!!!) sehr gut gelaufen ist - am Ende saß ich noch eine ganze Stunde mit der Studentin, von der ich im vorbereitenden Blockseminar Alpträume hatte, in der Sonne und habe Automatenkaffee getrunken und gequatscht.

Sonntag war ich zum Grillen eingeladen - mein erstes vegetarisches Grillen seit Ewigkeiten. Mit Auberginen und gefüllten Paprika bewaffnet sowie Tofuwienern (lecker) und Tofuleberkäse (!!!) - in Fleisch würd ich das Zeug nicht anfassen, auch als Fleischesserin nicht. Ich fand das nur so absurd, daß ichs kaufen mußte.
Fazit: Die Wiener waren okay, der Leberkäse auch, hat aber nach fünf Minuten auf dem Grill ausgesehen wie ein verbrannter Putzschwamm.

Montag war ich den ganzen Tag zuhause, habe mich in den Waschsalon geschleppt und ansonsten nur gezockt.

Sonntag ging das eigentlich schon los: Ich war gereizt und bin es immer noch. Ausgelöst wurde das unter anderem durch die Twittergeschichte zum Hashtag #thingsfatpeoplearetold - und vor allem die Zusammenfassung von fetheffalump dazu.

Das reißt ganz alte Wunden auf, da auch ich schon solche Sprüche gehört habe und mich eigentlich bisher nie getraut habe, wütend auf diejenigen zu sein, die sie mir gegenüber geäußert haben. Weil ich dachte, hey, ich bin dick, ich bin ja selber schuld. Zu mir darf man sowas ruhig sagen, schließlich bin ich ja dick.
Und weil ich dick bin, darf ich mich auch nicht darüber aufregen, denn das ist schon richtig so.

Ich schäme mich heute noch, diese Sprüche wiederzugeben, OBWOHL ICH NICHTS DAFÜR KANN.
ICH schäme mich. Anstatt wütend zu sein.

Deswegen mache ich das hier im Blog: Wütend sein und die Sprüche aufschreiben und es endlich mal rauslassen, wie sehr mich das verletzt. Es ist egal, wie es gemeint war und ist. Ich sage auch nicht, daß das böse Menschen waren. Aber herrgott nochmal, achtet doch vielleicht mal drauf, WAS Ihr da sagt. Es tut nämlich immer noch weh.

"Wenn Dich Deine Figur stört, dann nimm doch einfach ab."

Ja, klar. Weil man ja "einfach so" abnimmt. Weil das ja "mit ein bißchen Willenskraft" "einfach" geht. Weil ich ja so gerne dick bin, ich kann das ja abstellen, das Dicksein.

Und ich bin ein Loser, wenn ich zum hundersten Mal die 800-Kalorien-Diät nicht durchhalte. Oder die Kartoffeldiät. Oder die Brigitte-Diät. Oder die Hay'sche Trennkost. Oder mir von Atkins schlecht wird. Ich habe alle diese und noch viele andere Diäten probiert. Die erste, an die ich mich erinnern kann, da war ich in der Grundschule, glaube ich. Mit meiner Mama. Die hat immer Diät gemacht und war unzufrieden. Und ich dann eben mit, ich war ja ein "kräftiges" Kind.

Ich habe vor lauter Diät und anderem Frust (das Verhältnis zu meinen Eltern war nicht nur auf der kulinarischen Ebene ein sehr komplexes) heimlich Süßigkeiten gefressen: Kompetenzerleben, Genuß, Zuneigung, zu mir selbst gut sein, etwas Verbotenes tun.

Mache ich heute noch: Ich bin eine Streß- und Frustesserin, und meine Zuneigung mir selbst und auch anderen gegenüber drücke ich durch Essen aus. Mein Vater übrigens auch: Unsere Zusammenkünfte finden in Restaurants statt und wir beide haben ein kulinarisches Gedächtnis, wenn es um Nacherzählungen von Ereignissen geht (besonders um Urlaube, ich weiß heute noch, wie das Frühstück in Cardiff geschmeckt hat oder mein erster Starbucks Caramel Macchiato an der Marina in Cardiff Bay).

Essen ist mir wichtig: zusammen Kochen, zusammen essen gehen, in fremden Ländern anderes Essen probieren...mein allererster Freund buk mir zum 17. Geburtstag eine Marzipan-Buttercreme-Rolle und ganz ehrlich, er hätte seine junge Liebe zu mir nicht besser ausdrücken können.
Und darauf soll ich verzichten, denn das ist schlecht und böse und ungesund - und ich soll grünen Salat essen und keine Kartoffeln und bloß um Himmels willen keine Schokolade mehr.
Am besten höre ich komplett auf, zu essen und ernähre mich von meinem Fett, das ich ja zur Genüge habe, gell?
Sowas dachten sich vielleicht die Damen in der Mensa, die meiner guten Freundin (sehr schlank) immer die Riesenportionen auf den Teller geschaufelt haben und ich bekam nach einem kurzen Blick auf mich maximal die Hälfte davon, obwohl ich mindestens genausoviel Hunger hatte (und schließlich auch genausoviel bezahlt habe!)...

Auch mein Chef hält mir ständig Vorträge, daß ich Sport machen und trainieren sollte. Merkwürdig nur, daß _er_ Gicht hat und eine kaputte Schulter und astronomisch hohe Cholesterinwerte.
Das einzige, was ich habe, sind ein niedriger (!!) Blutdruck und Rückenschmerzen von zehn Jahren Gastro und zwei volle Bierkästen auf einmal schleppen oder 16 Stunden am Stück rumrennen und Tabletts von A nach B bringen. Gefolgt von Bürojob.

Ja klar, ich könnte ja "einfach mal" abnehmen. Dann hätte ich diese Probleme nicht mehr, weil ich dann den mir zugedachten Raum in der Gesellschaft einnähme, ich würde niemandes Empfinden ästhetischer oder sonstiger Natur belästigen, I would stop being fat at them.

Mein Eßverhalten war und ist so gestört, daß ich mich seit ein paar Monaten selber an die Hand nehme und mir wie einem kleinen Kind zusehe und dann gut zurede. Ich bin damit noch ganz am Anfang, und oft läuft es erstmal auf ein akzeptieren und annehmen meiner Gestörtheiten raus: Okay, Smiri, mach einfach. Du brauchst und willst das so und fertig.

Ich mache nicht gerne Sport und ich esse nicht gerne Salat. Das tun Hunderte anderer Personen auch nicht, aber solange die dünn sind, können die sich von Glutamat, Fast Food und Fett ernähren, da sagt kein Mensch was.
Aber bei mir, da dürfen Sie. Ich bin ja dick, ich müßte ja nur weniger essen und mehr Sport machen. Dann wäre ich dünn.

Ich mache gerne Sport wie Gewichte heben (Zorg, das war super!) oder Tanzen. Ich liebe Schwimmen und das Meer und Wasser im Allgemeinen. Ich spiele Poi. Ich habe kein Auto, also laufe ich quer durch die Stadt. Ich würde alles in allem sagen, daß ich mich nicht mehr oder weniger bewege als Otto Normalangestellter auch.
Ich war übrigens seit Jahren nicht mehr im Schwimmbad, weil ich es einfach nicht aushalte, ich fast nackt unter so vielen Menschen, die kucken und beobachten, ob ich ein Eis esse oder nicht.
Fitneßstudios sind die Hölle auf Erden, so laut kann ich meinen MP3-Player gar nicht stellen, daß mich die Blicke und die Leute und der Geruch nicht mehr interessieren. Wobei ich Laufbänder echt witzig finde, danach habe ich immer das Gefühl gehabt, ich würde schweben.

Ich finde grünen Salat langweilig. Ich liebe Spinat. Ich esse gerne gekochte Möhren. Das meiste Obst mag ich nicht oder nur manchmal oder als Smoothie. Ich liebe meine selbstgemachten Sandwiches mit Salat (jaha!), Paprika, Gurken, Senf und Käse.
Erdbeeren sind das beste Obst der Welt. Und ich esse wahnsinnig gerne Pralinen.

So, Internet: Und weil ich dick bin, denkst Du Dir vielleicht Sachen dazu (Au, die Pralinen sollte sie mal weglassen...wie, kein frisches Obst?...Mal mehr Salat! Mehr Sport!). Und was würdest Du denken, wenn ich dünn wäre? Würdest Du dann auch den Drang verspüren, mein Verhalten zu beobachten und automatisch Schlüsse zu ziehen? Würdest Du auf mein Essen, meine Bewegungen, meine Einkäufe kucken, wenn ich dünn wäre?

Ich kaufe manchmal Sachen, die ich nicht brauche, weil ich nicht möchte, daß ich nur Pudding, Schokolade und Cola auf dem Band liegen habe. Die ist fett, und kuck mal warum, schau Dir doch nur das Band an der Kasse an, kuck, die fette Sau. Deswegen tu ich noch Trauben oder Orangensaft oder Käse dazu, damit mein Einkauf "normaler" aussieht.

Ich beobachte mich selbst beim Essen in der Öffentlichkeit: Schlinge ich? Esse ich zu schnell? Ist die Menge angemessen? Darf ich mir was nachholen, oder wirkt das verfressen? Was esse ich? Was essen die anderen?

Und sowieso, die Wirkung nach außen. Das Gebalze. Die Kleidung. Shopping. Die Sprüche. Hier die, an die ich mich spontan erinnere. Die hängengeblieben sind, weil sie so weh getan haben. Teilweise von mir wirklich, wirklich lieben Menschen.
Zeitraum: Von Teenagerzeit bis heute Mittag.

"Als ich Dich zum ersten Mal nackt gesehen habe, bin ich richtig erschrocken."

"Als ich Dich zum ersten Mal umarmen wollte, hatte ich Angst, ich komme mit meinen Armen gar nicht ganz rum."

"Tröste Dich, es gibt auch Männer, die auf Frauen wie Dich stehen."

"Dick? Du bist doch nicht dick?!" gerne in Verbindung mit
"Du siehst doch trotzem klasse aus."

"Du hast so ein hübsches Gesicht."

"Weißt Du, was ich gut finde? Du läufst gar nicht wie typische dicke Leute, Du watschelst nicht, sondern gehst wie eine normale Frau."

"Sag mal, Deine Freundin, ist die noch Single?"

"Auf einer geistigen Ebene finde ich Dich unglaublich attraktiv. Aber auf der körperlichen nicht."

"Bist Du sicher, daß Du Dich mit der FA-Geschichte in der richtigen Liga bewegst? Du bist ja nicht richtig fett, sondern hast nur ein paar Kilo zuviel."

"Schätz mal, was ich für ne Kleidergröße habe..." "Hm, weiß nicht, so...40?" [48, übrigens]

"Kuck mal, im H&M gibts ganz tolle Businessklamotten!"

"Komm, wir gehen ins [kleine Boutique mit total hippen Sachen bis maximal Größe 38] shoppen!"

"Und da waren dann so Fleischpanzer unterwegs..."

"Bah, bin ich so fett geworden, ist ja ekelhaft!"
[Größe 36/38, maximal 40. Ich saß daneben.]

Ich werde in manchen Geschäften nicht mal gefragt, ob man mir helfen kann, wenn ich mit einer schlanken Freundin unterwegs bin. Ich bin offensichtlich nicht die Zielgruppe.

Früher und auch heute noch male ich mir aus, wie das wäre, schlank zu sein. Alle meine Probleme wären selbstverständlich gelöst. Die Männer und Frauen dieser Welt lägen mir zu Füßen. Es wäre immer Sommer und ich trüge immer kurze, flatternde Kleidchen. Ohne Hosen oder Leggings drunter, weil meine Beine sich nicht sofort wundscheuern würden. Ich würde aufhören zu schwitzen, weil nur Dicke schwitzen, und die dünne Smiri würde nicht bei 23°C sofort Schweißausbrüche bekommen (daß Schwitzen total gesund ist und ich dadurch auch mit größerer Hitze klarkommen kann, weil ich so eine gute Körperklimaanlage habe, ist hier nicht relevant.).

Die dünne Smiri könnte total gut singen (fragt mich nicht, ich war als Teenager mentaler Rockstar. In schlank.) und hätte glänzendes Haar. Die dünne Smiri würde nie essen, die bräuchte das nicht.
Die dünne Smiri wäre auch total braungebrannt und hätte keine Körperbehaarung mehr, keine Stoppeln an den Beinen und an der Oberlippe und keine Reibeisenhaut. Nie wieder Sonnenbrand, hurra (daß ich die helle Haut meines Vaters geerbt habe, die wahnsinnig empfindlich ist, und gleichzeitig dunkle Haare, deren Stoppeln man an den Beinen durch die vornehme Blässe einfach immer sieht, ist hier nicht relevant)!

Die dünne Smiri könnte alles anziehen, alles kaufen, in jedes Geschäft reingehen.

Ich kaufe meine Klamotten überall, jederzeit. Ich wende verdammt viel Zeit darauf, jede Abteilung nach Sachen in meiner Größe zu durchwühlen. Ich muß in die Dicke-Leute-Abteilung, in die Schwangerschaftsabteilung, in die Ältere-Damen-Abteilung, in die Herrenabteilung und in alle normalen Abteilungen auch. Was, wenn es dort eine Hose gibt, die mir paßt und ich finde sie nicht, weil ich nicht kucke?

H&M, Esprit, alle Läden à la Colosseum, Tally Weil, Pimkie, kleine Boutiquen: Gestrichen.
S. Oliver geht manchmal, wiel manche Läden manche Sachen in Größe 46 haben, was mir manchmal paßt.
Tchibo hat jetzt gerade "Mode für starke Frauen" im Angebot. Größe 42 bis 54.
Halbwegs erträglich, halbwegs okayene Preise. Im Prospekt: Ein Model Größe 38, was die Kleidung anhat und präsentiert.
Es ist so verdammt traurig: Noch nicht mal in den Prospekten für die "extra für uns starke Frauen" (argh!) gemachten Mode dürfen wir uns zeigen. Die Sachen werden an Körpern präsentiert, die keinen dicken Bauch oder breiten Hintern oder große Brüste haben, was vollkommen bekloppt ist: Dicke Körper sind nunmal anders gebaut als dünne und nicht einfach nur auf 150% vergrößert.
Fazit: Wir dürfen einfach nicht sichtbar werden, keinen Raum einnehmen, nicht da sein. Deswegen: Säcke drüber. Dunkle, weite Säcke. Damit man uns nicht sieht.

Viele dicke Frauen sind daher auf Onlineshops angewiesen oder auf Läden mit Namen wie "Mollie Moden". So, die coolen Onlineshops sind in den USA oder Australien. Hm. Das Kaliber "Mollie Moden" hat zumeist eine ältere Zielgruppe, zumindest hier in der Provinz (in Berlin und Hamburg ist bestimmt alles anders, bestimmt, ganz ganz bestimmt - ich kann aber nicht nach Berlin ziehen, nur weil ich dick bin und Kleidung benötige).
Wo gehe ich also Klamotten kaufen? C&A und M&S. Da geht immer was, da finde ich immer was, da geht das reguläre Sortiment meistens (auch nicht immer!!!) bis 48. Aber im C&A stehts beispielsweise auf den Preisschildern drauf, bis zu welcher Größe das jeweilige Teil produziert wird, damit ich gleich sehe, lohnt sich hier weiterwühlen und vielleicht sogar nachfragen oder hat das eh keinen Sinn.

Jetzt darf ich bloß nicht zunehmen...denn ab Größe 50 wirds richtig schwer (no pun intended), akzeptable (für MICH, nicht für die Gesellschaft!!!) Kleidung zu finden. Also keine schwarzen Säcke mit bräunlichen Zebra-Applikationen. Sondern Klamotten, so richtige. Zum Anziehen.

Gekauft wird, was halbwegs paßt.
Gefallen? Qualität? Preis?
Das sind zuweilen keine Kriterien. Der Stoff kann scheiße sein, der Preis viel zu hoch (in der Dicke-Leute-Abteilung und bei vielen Versandhäusern liegt der Preis gefühlte 20 bis 30% über dem vergleichbarer Kleidung bis Größe 42/44), wenn ich eine neue Hose brauche, brauche ich eine neue Hose.
Es muß nur halbwegs passen.
Wie gesagt, mit 48 gehts echt noch - unter oben beschriebenen Einschränkungen, aber das sind fast noch Peanuts.

Internet, ist Dir das schon zu absurd?

Okay, jetzt kommts: ich habe mir früher vorgestellt, wie toll das wäre, eine lebensbedrohliche Krankheit zu haben. Krebs, zum Beispiel. Alle bemitleiden mich und ich bin automatisch dünn.
Und schön. Und ich liege im Krankenbett und bin ganz ätherisch, schwindsüchtig, zerbrechlich und nicht mehr so verdammt robust gebaut wie jetzt.
Und habe KREBS und keine Haare mehr und bin nur noch am Kotzen und morgen vielleicht tot, aber das ist ja egal: Hauptsache dünn.

Ich habe Bulimikerinnen oft beneidet: Die konnten kotzen, ich fand das immer eklig.
Nicht, daß ichs nicht probiert hätte. Ich hab mir den Finger in den Hals gesteckt und gedacht, so machst Du das jetzt. Ging nicht. Entweder ich konnte nicht kotzen oder ich hatte keinen Bock, das jedesmal nach dem Essen zu machen.
Ich empfand das als Willensschwäche meinerseits.
Faule Zähne, kaputter Magen, Eßstörung? Egal, Hauptsache dünn.

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem, wie es mir damit geht, dick zu sein.

Danke fürs Zuhören, liebes Internet: Ich würde ja noch ein tolles Schlußwort schreiben, über Feminismus und FA und wie toll und gleichzeitig schwierig das ist und wie tief verwurzelt der Wunsch in mir, dann doch dünn zu sein und singend, sommerlich, schweiß- und haarfrei durch mein Leben zu springen, ohne aufzufallen.
Und davon, wie erleichternd und erschreckend es ist, daß ich nicht alleine damit bin. Und wie groß das Ausmaß der fatphobia.
Und daß ich mich jetzt wohler fühle als je zuvor, was mitnichten heißt, daß ich auch nur ansatzweise abgehärtet bin, wenn wieder ein Spruch kommt. Und ich trotz aller Akzeptanz mich nicht traue, manche meiner Klamotten anzuziehen und jeden Morgen aufs Neue in mich reinhorche: Wie stark fühle ich mich heute, wieviele Blicke und Kommentare halte ich heute aus? Kann ich den kurzen Rock und die Leggings anziehen oder doch lieber nur die weite Jeans?
Reicht die Selbstakzeptanz heute für ein enges TShirt oder lieber Schlabberpulli?

So ein Schlußwort wollte ich schreiben, aber im Moment bin ich ruhig und alles ist ganz still und es regnet passenderweise.

Leergeschrieben. War wohl lange mal fällig.

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