Dienstag, 14. Juli 2009

Felsen in Brandungen.

Zähne ziehen...So ungefähr fühlt es sich seit gestern nachmittag an. Mein Mann ist weg, und das tut weh, als hätte man mir etwas oder in diesem Fall jemanden amputiert. Es hat sich so gut angefühlt, mit jemandem an meiner Seite hier zu sein...
Ach, Internet: Das Los der Fernbezogenen.
Bald wird das Vermissen wieder der Vorfreude weichen, aber gestern und heute erstmal noch nicht.

Schön war es, das Wochenende. Wir haben nicht viel getan oder gesehen oder unternommen, sondern waren einfach nur zusammen. Gut hat es getan und Spaß hat es gemacht. Authentisch zugeneigte unkomplizierte Zweisamkeit, inklusive alter Dämonen, Reflexionen und jeder Menge Hormone. Ich hatte das vermißt.
Natürlich kamen Gedanken an früher hoch, an die Zeit mit dem Pferdedieb. Manche Mechanismen sind auch immer noch dieselben, zum Beispiel, daß ich nach Ankunft des Mannes erstmal zwei, drei Stunden brauche, um mich an den realen Menschen (im Gegensatz zum virtuellen) gewöhnen muß und an die Körperlichkeit des sonst körperlosen Mannes in meinem Leben.
Und natürlich wird unbewußt oder bewußt immer verglichen und evaluiert: "Der Pferdedieb hat das immer so gemacht, der Schwarze Mann macht das jetzt so. Finde ich das gut, besser, anders oder egal?"
Ja, ich weiß, daß Beziehungen sich nur schwerlich vergleichen lassen, immerhin war ich damals anders, die Zeit war anders und damit auch die ganze Beziehung. Deswegen will ich mich auch nicht in besser oder schlechter ergehen und riskieren, die gemeinsame Zeit mit dem Pferdedieb zu schmälern, denn sie war gut so, wie sie war, als sie gut war. Punkt.

Aber das Gefühl, was ich beim Schwarzen Mann habe, ist definitiv ein gutes welches. Wir sind uns merkwürdig vertraut in Dingen, die wir gemeinsam tun, sodaß ich manchmal innehalte und mich wundere, daß ich gar nicht weiß, was der Schwarze Mann von diesem oder jenem hält. Oder was er zum Beispiel gerne ißt und was überhaupt nicht. "Moment mal, das müßte ich doch eigentlich wissen...ach nee. Muß ich ja gar nicht.": Erkenntnis der Unkenntnis.

Und ich habe nachgedacht über ihn und Smiris Welt und beschlossen, da einfach nicht drüber nachzudenken. Soll heißen: Er weiß von dieser Seite, er liest sie ab und zu und das wiederum weiß ich. Und im Gegensatz zu sonst werde ich mich einfach nicht zensieren (zumkindest nicht mehr, als ich das sonst ja eh schon mache) und schreiben. Das, was zwischen ihn und mich gehört, wird auch zwischen ihm und mir besprochen. Aber das, was in Smiris Welt gehört, steht dann auch hier: Auch über Sachen zwischen ihm und mir. Ich bin gespannt, ob dieses Experiment funktioniert und ob ich mich trotzdem unbewußt zensieren werde, weil ich weiß, mein Mann liest mit. Wir werden sehen.

Ach so, zurück zum Wochenende: Wir haben den Segen meiner Tante, wir waren nämlich am Samstag im Haus meiner Oma, die schon ein paar Jahre tot ist, und haben geräumt und ja, der Schwarze Mann kam bereitwillig mit, nebst diversen anderen Leuten. Das war eine lustige Aktion mit gruseligen mumifizierten Spinnenhäuten im Keller, viel viel Staub, absurden Büchern und Geschirrlichkeiten und einem 60er-Jahre-Wohnzimmerschrank, der nunmehr im Blauen Salon steht. Meine Tante mag meinen Mann augenscheinlich und hat uns beim Abschied bestätigt, daß sie das gut findet, so ihn und mich zusammen. Das fand ich schön.

Was ich auch schön finde (und tief im Innersten so schön, daß ich gar nicht weiß, wie ich das Gefühl dazu in Worte packen kann): Der Schwarze Mann ist ein Watcher, also ein Wächter. Kein Wachmann, kein Ritter, kein Krieger: Nicht aggressiv bewachen, sondern behutsam wachen, ein Wächter eben. Er beobachtet und paßt auf auf das, was ihm wichtig ist. Das Gefühl, ihn an meiner Seite zu wissen und zu wissen, er paßt auf, paßt wirklich auf, daß mir nichts passiert: Unbeschreiblich.
Und dabei entsteht keine Machtstruktur: Schwarzer Mann stark, Smiri schwach oder so. Auch er hat Ängste, die ich kenne, deren Gesichter mir verdammt vertraut sind und die schon vieltausendmal auf meiner inneren Bühne ihre Monologe gehalten haben. Und genau wie ich äußert er diese, wenn sie ihn verzagen lassen. Und dann wache ich und beruhige: Zwei Felsen in der gleichen Brandung.
Eigentlich ein schönes Bild für eine Geschichte...

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Smiris Welt

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