die Sicht des Phoenix
Nein, verehrte Leserschaft, Smiri hat sich nicht komplett in der Jahreszeit geirrt.
So fühlt es sich nur grade an: Die äußere Schale wird immer dünner, und der heiße, brodelnde Kern bricht immer wieder durch.
Alles sehr still und bewegungslos und introspektiv, meine innere Adventszeit. Mein Christkind ist allerdings kein lieblicher Engel im weißen Kleid, sondern ein häßlicher, dunkler, apokalyptischer Mutant, der mir alle gefühlten Bratpfannen der letzten 27 Jahre um die Ohren hauen will.
Und darauf warte ich, denn es muß getan werden, ich muß diesen Scheiß endlich durcharbeiten, wiedererleben, bewältigen, aushalten, besiegen.
Im Moment haben wir eine Pattsituation, das Christkind aka Apokalypse komma innere und ich. Druck und Gegendruck, hält sich die Waage, zieht mal mehr in die eine, mal mehr in die andere Richtung.
Macht mich nicht glücklich, obwohl die äußeren Umstände alle so gut sind.
Ich sehne mich nach innerem Frieden, passend zum äußeren, der grade herrscht.
Das Warten macht mich nämlich klein und verzagt, und ich wäre endlich gerne mal so groß, wie ich bin.
Draußen ist alles schön und gut und vor allem wahr so, wie es ist. Immerhin. Denn der Pferdedieb ist da, und das ist wichtig. Und meine HerzMenschen sind auch da, das ist auch wichtig.
Also fragt nicht, warum: Das hier ist innerer Krieg, den ich nur mit mir selber und ganz alleine ausfechten kann und will. Da müssen wir durch, der Phoenix und ich.
Und wenn das geschafft ist, wird endlich tätowiert.
Advent, Advent, ein Phoenix brennt...
smiri - 31. Mai, 19:01
Hach.
In zirka sechs Stunden darf ich endlich wieder den Pferdedieb in die Arme schließen, in meine vermissenden.
Drei Wochen nicht gesehen: Maximum, so scheints. In der Zwischenzeit werden wir seltsam und eigenbrötlerisch, entfernen uns, nähern uns wieder an, Dynamik allenthalben.
"Ihr arbeitet da wirklich dran und setzt Euch auseinander!"
Richtig, das tun wir.
Und das schätze ich sehr: Daß nicht alles selbstverständlich ist und verschwiegen wird. Sondern ein System entsteht, welches sich Tag für Tag verändert und weiterentwickelt, und das mit einer Bewußtheit im Umgang, die mich zuweilen schwindlig macht. Gut so.
Smiri ist ab jetzt erstmal außerhäußig beschäftigt,mit Zugfahren und Vorfreude und Ankommen und Wiedersehen und Erzählen und Sichfreuen und Verwöhnen und Genießen, also nicht wundern, wenn ich das Bloggen kurz mal Bloggen sein lasse, denn der Rest inklusive grandiosem Pferdedieb hat jetzt absolute Priorität.
smiri - 17. Mai, 08:53
Gut gehts mir. Viel gearbeitet, viel Spaß gehabt gestern. Es stimmt: Arbeit beruhigt die Nerven, lenkt mich ab oder bzw. Energie um, besonders wenn die Arbeit körperlicher Natur ist.
Und die umgelenkte Energie macht sich bemerkbar: Ruhiger werde ich und ausgeglichener und sanfter, besonders im Herzen, dem großen.
Plötzlich fällt das Akzeptieren weniger schwer und die Worte werden unwichtiger als die Taten es sind.
Und dennoch gibt es Sätze, Symbole für Gedankengänge und Eingeständnisse und Wegabschnitte, die mich strahlen lassen.
Seltsamerweise findet sich gerade in der Bedrängnis die Nähe wieder, die verloren geglaubte. In Bedrängnis sind wir wehrlos, Abwehrsysteme funktionieren nicht auf rohem Fleisch, greifen nicht, wenn die Wunden, vor langer Zeit geschlagen, zu weh tun.
In solcher Bedrängnis sind wir einfach froh über das, was wir einander sind, nicht mehr und vor allem nicht weniger. Dann sind wir ehrlich und beieinander, waidwund und willentlich zusammen und das Bedürfnis wird klarer und das Band dicker, das zwischen uns, das stellenweise verknotete und zeitweise verhedderte, aber doch: Ein Band.
Du fehlst mir.
smiri - 13. Mai, 23:14
Das Smirische Handtelefon, das ehemals
ersäufte, weilt nun wieder in meinem Besitz, vollständig repariert. Und mit Headset. Damit telefonieren macht unheimlichen Spaß, weil ich derweil nicht einhändig gefährliche Manöver aller Art vollführe (meine besten ungesehenen Stunts passieren am Telefon), sondern sinnvolle Dinge tun kann, wie
dumm glotzend durch die Wohnung rennen Wäsche aufhängen, Zigaretten drehen, Kaffee kochen, überhaupt kochen, aufräumen etc.
Fühlt sich gut an, sowas: Nach ner Dreiviertelstunde telefonieren in einer aufgeräumten Küche zu sich kommen.
Desweiteren bin ich angefressen oder sauer oder was auch immer ob der Fähigkeit mancher Leute außer mir selber, sich ganz galant in den Füßen rumzustehen, mentalerweise. Keine Ahnung, wieso mich das konkret so streßt. Ich nehme das ernst, klar. Und setze mich damit auseinander. Aber plötzlich kommt Wut auf, und ich wüßte gerne mal, warum mich da was wie verletzt, denn es verletzt mich. Auf was für ein Puzzleteil treffen da gegenübersche Aussagen?
Hat es was mit Einschränkung, Beschränkung, Ausgrenzung, Eingrenzung, Ausschluß zu tun? Oder wie?
Darob ratlos, hätte ich das gerne mal geklärt. Ist allerdings nicht so einfach, wenn sich der Gegenstand des Geklärtwerdenwollens einfach so dem kognitiven Zugriff entzieht.
Wir bleiben dran.
Jedenfalls macht das alles komisch und mich seltsam, das entelt.
Und es beraubt mich des Träumendürfens, des Wünschenwollens und des Dranglaubens, stellenweise. Die Dinge sind nur noch Dinge und keine Zeichen mehr, Worte sind nur noch Worte und Taten müssen erst noch folgen. Geneigter Leser, an dieser Stelle sei gesagt: Auch ich verstehe mich zuweilen nicht, also keine Sorge.
Allerdings: Ich sorge mich, um das, was kommt oder ist oder ob der Relativierung dessen, was war und meine Paranoia räkelt sich im Schlaf und murmelt. Hoffentlich wird sie nicht wach, sonst haben wir ein Problem. Obwohl: Ich glaube, sehr tief schläft sie nicht mehr.
Hmhm.
Heute abend erstmal wieder arbeiten gehen und den Alltag im Gedränge vergessen, die Sorgen zwischen Bieren, Gästen und Wochenende zwischenlagern, Geld verdienen und an der Oberfläche schwimmen, ein bißchen mit dem Strom, ein bißchen gegen ihn, nur nicht zu sehr anstrengen. Das paßt. Und ich freu mich drauf, denn da weiß ich, was zu tun ist, das kann ich, darin bin ich gut und über Zweifel erhaben.
smiri - 12. Mai, 18:36
Genau solcher Kommentare wie der gestrigen wegen hab ich das Bloggen vermißt. Dankeschön: You made my day!
Des weiteren war Smiri wieder Tresenwesen, um die Missy zu zitieren. Gut hats getan, Spaß hats gemacht, lang hats gedauert (um halb sechs war ich daheim), Geld hats gegeben. Am Ende war es tausend Uhr und ich siebenundneunzig Jahre alt, zumindest in den Beinen, im Rücken und im Kopf.
So soll das sein, so gehört sich das. Und ich mache das so lange, wie es gesundheitlich und zeitlich und mental und überhaupt geht, weil: Ohne Gastro ist Smiri nur halb.
Und wer das nicht versteht, versteht mich nur halb, deucht mir.
Gestern von Gästen auf süße 22 geschätzt worden. Erstaunlich, beschwere ich mich doch jeden Morgen aufs Neue über meine immer dunkler werdenden Augenringe (der Pferdedieb spräche jetzt von 40% weiblicher Übertreibung). Hat mich ja schon gefreut, irgendwie. Und auch ein wenig gefuchst: Immerhin bin ich verdammt stolz auf mein zwar noch relativ zartes, aber dennoch erwachsenes und vernünftiges und ernstzunehmendes Alter.
A propos Pferdedieb: Wenn man sich so lange nicht sieht, wird man sich immer abstrakter. Und ich hab so viel zu erzählen, nur nicht am Telefon: Da fällt mir dann nichts ein außer Alltag. Was an sich alles wunderbar und ok und in Ordnung ist, aber: Es wird dann doch mal Zeit, sich wieder zu riechen, Zeit miteinander zu verbringen, haptische Landkarten zu aktualisieren und Bände zu sprechen, ohne dafür Worte benutzen zu müssen.
Looking forward.
smiri - 11. Mai, 19:04
...daß ich eine ganze WOCHE nicht gebloggt habe?
Mannmannmann. Nur so viel: Der Knoten ist geplatzt, zumindest teilweise. Das tut unglaublich gut, vor allem, wenn man dabei im Arm gehalten wird. An dieser Stelle kein schwülstiges Gelaber, sondern einfach nur Danke.
Hier passiert grade so einiges, was ich aber erst glaube, wenn ichs sehe.
Und ich hab im Moment wenig Zeit und wenig Lust zu bloggen, daher belasse ich es heute bei einem: Es geht mir gut. Ganz tief empfundener innerer Frieden, Sommer und Sonne: Schön so.
smiri - 17. Apr, 19:17
Ich bin mir heute mal wieder selbst zu schwer und schäme mich für meine Depressionen. Könnte doch alles so einfach sein, in wenigen Wochen wäre ich frei und alles schön und Sommer. Und ich könnte den Schlamm und Morast aus Trash Town endlich abschütteln, mein Gefieder für den weiten Flug nach Hause strählen und pflegen und endlich, endlich fliegen und ankommen, nicht irgendwo, sondern sehr konkret.
Ich bin mir selbst zu schwer, mein Leben ist zu groß für mich oder ich zu klein für mein Leben. Und ich weiß doch, daß das nicht ich bin, die da leidet und sich windet, hab mich nur selbst begraben, die Monster haben mich zu Grabe getragen für ein paar Tage, mich geknebelt und still gemacht und gefesselt, auf daß ich nicht erstarke, sondern klein bleibe und traurig, kleines Mädchen mit großen, traurigen Kulleraugen, verwirrt, verworren und verloren, weil die Welt so groß und gefährlich und beseelt und unverständlich ist und sie so klein.
Das Glück ist verdammt noch mal DA, ich kann es riechen und schmecken und sogar sehen, aber fühlen geht grad nicht, ich habe in den letzten zwei Tagen irgendwoher einen solchen Schrecken gekriegt, daß ich mich in mir selber vergraben habe. Und das hier ist kein Selbstmitleid, sondern Zustandsbeschreibung. Ich will doch raus, nichts lieber will ich, aber wie soll man sich aus sich selbst befreien, wenn man in sich gefangen liegt und nicht mal schreien kann, sondern nur leise flüstern?
Und ich würd da so gerne mal raus, wie soll ich das verständlich machen? Ich mag anderen nicht auf der Seele liegen mit meinem ewigen Kummer, ich mag auch mir selber nicht mehr auf der Seele liegen. Ich bin ganz dicht dran, das weiß ich, dichter als jemals zuvor, aber die letzten Schritte sind die schwersten, weil sie so deutlich und allumfassend sind und ich von so vielem Abschied nehmen muß, was jetzt nicht mehr gilt.
Und ich wäre gerne stark und schön wie der Phoenix, der neben mir sitzt und der ich bin und doch nicht, der ich ist, aber nur zum Teil.
Ich will da raus, ich will, daß das aufhört, daß ich mir selber nicht mehr so fremd bin.
Kurz davor...aber noch nicht da.
Aushalten, ausatmen, weitermachen.
Und irgendwann werd ich endlich die sein, die ich bin, und der Phoenix und ich, wir werden nicht mehr auseinanderdividierbar sein, nicht mehr knebelbar, nicht mehr erschreckbar.
Ich muß mir nur immer wieder sagen, daß das hier ein Prozeß ist, der nicht abgeschlossen ist, der noch Zeit braucht.
Manchmal habe ich fürchterliche Angst, alles an und in diesem Prozeß zu verlieren, den Prozeß zu verlieren, beim inneren Jüngsten Gericht nicht für gut befunden zu werden. Ich bin dabei, mir zum ersten Mal alles aufzubauen, mich aufzubauen, und ich will nicht verlieren, weder mich darin noch alles dadurch.
Die erwachsene Frau sitzt in einem Haus aus Glas, was für ein Kind gedacht war, welches sich nicht anders zu helfen wußte, und hat Angst, das Glashaus endlich kaputtzumachen, weil ihr dann vielleicht nichts anderes mehr bleibt? Wer weiß?
Wir sind so dicht dran, der Phoenix und ich, so verdammt noch mal dicht dran...
smiri - 10. Apr, 22:07
Gibt nicht viel zu berichten, das Wichtige passiert im Innern, und da gehts zur Zeit eher turbulent zu.
Nichtsdestotrotz zwitschern äußerlich die Vögel, es ostert vor sich hin und der Frühling macht sich bemerkbar. Zum Einen dadurch, daß Büsche und Bäume allenthalben explodieren (beispielsweise der weiße Flieder in unserem Garten), zum anderen schwirrt die [m1] vor ungebändigter Energie und steht Sonntags um halb neun auf, um Fenster zu putzen.
Ich hingegen dümpelte gestern und heute, es werden aber auch wieder aktivere Zeiten kommen. Im Moment bin ich eben innerlich aktiv, und hinter meiner verschlafenen, schlunzklamottenen Hülle brodelt und tobt es und diverse Kämpfe wollen ausgefochten werden.
Im Großen und Ganzen ist alles fein und so, wie es sein soll. Vom Rest lasse ich mich einfach nicht stressen: Kommt alles noch.
In diesem Sinne schonmal frohe Restostern.
smiri - 8. Apr, 19:46
Jawohl.
Telefonate zum Beispiel, die plötzlich eine fast stoffliche Qualität erhalten und mich kurz innehalten lassen. Und ich denke: "Wow."
Talking serious here, man.
So mancher Satz treibt den Grundwasserspiegel in die Höhe, so mancher Gedanke auch.
Meine allzeit wachsame Paranoia begnügt sich damit, mit den paranoiden Schultern zu zucken, sich rumzudrehen und weiterzuschlafen: Es geht also doch fast ohne Angst. Das ist schön.
Bald bin ich wieder beim Pferdedieb, in der Zwischenzeit arbeite ich mehr oder minder fleißig und alles geht irgendwie seinen Gang, recht unspektakulär, aber eigentlich doch, weil ich Wünsche äußern kann und auf Akzeptanz stoße und mich nicht fürchten muß, weniger respektiert oder geliebt zu werden, nur weil ich Wünsche habe. Es kommt auch keine Große Äußere Macht und bestraft mich fürs Wünschen.
Ich kann also mit Fug und Recht behaupten: Alles ist gut, wie es ist.
Außerdem schätze ich es sehr, wenn zwei unromantische Menschen ihre eigene, verschrobene Art von Romantik entwickeln, die ganz arg seltsame Blüten treibt und zumeist in sehr lautem Gelächter endet.
Gestern bei Frau B. gewesen und wild ihre Hochzeit geplant, klein Jakob auf dem Arm gehalten und mit ihm gespielt und dabei festgestellt, daß kleine Kinder sich prima anfühlen. TickTackTickTack, ich weiß, ich weiß.
Das rückt auf einmal alles in greifbare, nachvollziehbare, fühlbare Nähe. Weder heute noch morgen, aber doch näher als die ganzen letzten Jahre, weil alles so selbstverständlich und natürlich ist und sich einfach nur grundrichtig anfühlt, mit allen Problemen und Widrigkeiten.
Und die Sonne scheint dazu und es ist Ostern. Schön ist das.
smiri - 6. Apr, 18:22
Mannmannmann. Mittlerweile ist die WG der beiden [m]s völlig mit SFU infiziert. Wir haben gestern die halbe erste Staffel, also sieben knapp einstündige Folgen, hintereinander gekuckt, und was soll ich sagen: It's got a damn tight hook on me. So schön...für mich ist das wie Weihnachten von der Stimmung her: Man denkt nach, über Wichtiges und Unwichtiges, und alles ist in Watte getaucht und ganz leise. Da gestern gefühlter DezemberSonntag war, paßte das auch ganz prima, sich auf dem Sofa zusammenzurollen, heißen Tee zu schlürfen, Kokosmakronen zu knabbern und sich dem Drama der Familie Fisher hinzugeben.
Morgen wird gekocht, Chinesisch par excellence, und wie das bei mir gerne mal passiert, kommen wahrscheinlich viel mehr Leute als gedacht. Aber ich glaube, es wird verdammt lustig und entspannt und schön: In unserer wunderschönen Küche sitzen und erstmal zwei Stunden Gemüse und Fleisch schnippeln und vorbereiten und den ersten Wein aufmachen und schnacken und dummes Zeug reden und die, die man noch nicht kennt, kennenlernen, alles unter der fachkundigen, bestimmten und angenehm wahnsinnigen Regie vom Pferdedieb, der da morgen kommt und mich beehrt.
Sich wieder zusammen einfinden und viel Spaß haben dabei und sich ausquatschen und wild erzählen und für den Pferdedieb und mich auch: Sich wieder annähern, die Schieflage ein wenig ausgleichen, schauen, wies läuft und die eigene Paranoia in ihre Schranken weisen.
Heißt auch erstmal, daß ich nichts vom Wochenende erwarte, weil es für mich noch ganz weit weg und unwirklich ist und sich wohl erst mit der Ankunft am Bahnhof beginnt, zu manifestieren. Was auch die Planung zugegebenermaßen ein wenig erschwert, weil es einfach noch zu weit weg ist oder zu abstrakt, sehr merkwürdig.
Ich freu mich jedenfalls alles in allem wie Bolle und so sehr, daß mir fast mein Luxushintern abfallen möchte (keine Angst, ich kann ihn durch gutes Zureden und das Tragen von Hosen daran hindern) und harre ganz weihnachtlich beseelt der Dinge, die da kommen.
smiri - 23. Mär, 12:41