ich kenne Dich zwar nicht persönlich, lese aber schon seeehr lange bei Dir mit. Ich kann Dir zwar natürlich nicht sagen, ob die Promotion für Dich richtig ist, aber so, wie es sich anhört, hast Du ja eher das Gefühl, nicht im richtigen Umfeld zu sein, als dass Du Dir nicht sicher wärst, ob Du promovieren möchtest.
Ich bin auch in der Wissenschaft (und habe mit meiner Diss, teilweise depressionsbedingt, ziemlich gekämpft). So, wie Du schreibst, bist Du so ein reflektierter, kritischer und interessanter Mensch, dass Du unter den richtigen Umständen bestimmt imstande bist, eine richtig tolle Diss zu schreiben. Warum es gerade nicht so gut läuft, kann ich natürlich nicht wissen, aber wenn es denn am Chef/Umfeld liegt: Betreuer wechseln geht zwar nicht ohne weiteres, aber formell oder informell eine(n) zweite(n) Betreuer(in) dazuzuholen, geht meist schon, und das kann einen großen Unterschied machen. Oder vielleicht gibt es an Eurer Uni ein Mentorenprogramm, wo Du Dir von jemand anderem als Deinem Betreuer feedback geben lassen kannst? Denn wenn Du das Gefühl hast, Du kriegst feedback, das Dir das Gefühl gibt, Du kannst das nicht, dann kann das mindestens genauso wahrscheinlich daran liegen, dass Euer Betreuungsverhältnis nicht passt, wie daran, dass Du wirklich irgendwas "falsch" machst. Und zum Thema "falsch": letztlich ist es Deine Diss. Dein Betreuer sollte beraten oder unterstützen, aber eigentlich sollte es Deine "Geschichte" sein, die Du über/mit Deinen Daten erzählst. Zum Thema "ownership" und zu den psychologischen Aspekten des Forschungsprozesses fand ich übrigens ganz toll: Joan Bolker, Writing Your Dissertation in Fifteen Minutes A Day (trotz des Titels).
Am Ende läuft es darauf hinaus, dass Du entscheiden musst, was Du in Deiner Diss machen willst, und möglichst jemanden finden müsstest, der Dich dabei unterstützt. Ich weiß noch, dass Du mal geschrieben hast, dein Chef hätte sich beschwert, dass Du nicht genug Methoden kannst. "Nicht genug" Methoden, finde ich, gibt es in dem Sinne nicht - wenn Du entschieden hast, welche "Geschichte" Du erzählen möchtest, musst Du genau die Methoden lernen, die Du dafür brauchst. Wenn jemand allerdings das Ganze zu einer Serie von Reifen macht, durch die man springen muss, dann kann ich mir gut vorstellen, dass man die Lust verliert.
Ich hoffe, das hilft vielleicht ein bisschen, und drücke Dir ganz doll die Daumen, dass Du eine Lösung findest. Ich habe nach 8 1/2 Jahren mich rumquälen zufällig einen tollen Zweitbetreuer gefunden, von dem ich vieles von dem, was ich oben schreibe, gelernt habe, und habe das ganze Ding dann in sechs Monaten geschrieben - und obwohl diese letzte Phase superstressig war, war es auch das erste Mal seit Langem, dass mir Wissenschaft wieder richtig Spaß gemacht hat. Das ist jetzt schon ein paar Jahre her, und die Entscheidung, doch dabeizubleiben, habe ich noch nicht bereut. Aber diese Erfahrung zeigt jedenfalls, wie viel einfacher es plötzlich gehen kann, wenn man die richtige Unterstützung findet. Viel Glück dabei, bzw. dabei, die für Dich richtige Entscheidung zu finden.
smiri - 18. Dez, 23:40
Danke.
LIebe Ariadne,
dankedankedanke für diesen wunderbaren Kommentar.
Er hat mich auf so viele Arten und Weisen berührt, daß ich über einen Monat lang einfach sprachlos war - auf diese Weise im Netz Unterstüzung und Hilfe zu erfahren, das hat mir wahnsinnig viel gegeben.
Was ich getan habe in diesem Schweigemonat (blogtechnisch): ich habe viel geredet, mit Freund_innen, mit mir selbst, mit meiner Homöopathin, mit meiner Mutter - und ich habe mir das Buch gekauft und angefangen zu lesen.
Ich habe jetzt mehr Perspektiven als vorher, bin ruhiger und gefaßter - und gelassener, was die Promotion angeht. Entweder es klappt, oder es klappt eben nicht.
Meine Deadline ist Ende 2012, dann endet mein Arbeitsvertrag und ich werde nicht verlängern. Bin ich bis dahin promoviert, gut. Bin ich es nicht, auch gut.
Von Herzen jedenfalls Danke - Du und Deine Worte, Ihr habt mich weitergetragen diesen Monat.
Es gibt andere Möglichkeiten
ich kenne Dich zwar nicht persönlich, lese aber schon seeehr lange bei Dir mit. Ich kann Dir zwar natürlich nicht sagen, ob die Promotion für Dich richtig ist, aber so, wie es sich anhört, hast Du ja eher das Gefühl, nicht im richtigen Umfeld zu sein, als dass Du Dir nicht sicher wärst, ob Du promovieren möchtest.
Ich bin auch in der Wissenschaft (und habe mit meiner Diss, teilweise depressionsbedingt, ziemlich gekämpft). So, wie Du schreibst, bist Du so ein reflektierter, kritischer und interessanter Mensch, dass Du unter den richtigen Umständen bestimmt imstande bist, eine richtig tolle Diss zu schreiben. Warum es gerade nicht so gut läuft, kann ich natürlich nicht wissen, aber wenn es denn am Chef/Umfeld liegt: Betreuer wechseln geht zwar nicht ohne weiteres, aber formell oder informell eine(n) zweite(n) Betreuer(in) dazuzuholen, geht meist schon, und das kann einen großen Unterschied machen. Oder vielleicht gibt es an Eurer Uni ein Mentorenprogramm, wo Du Dir von jemand anderem als Deinem Betreuer feedback geben lassen kannst? Denn wenn Du das Gefühl hast, Du kriegst feedback, das Dir das Gefühl gibt, Du kannst das nicht, dann kann das mindestens genauso wahrscheinlich daran liegen, dass Euer Betreuungsverhältnis nicht passt, wie daran, dass Du wirklich irgendwas "falsch" machst. Und zum Thema "falsch": letztlich ist es Deine Diss. Dein Betreuer sollte beraten oder unterstützen, aber eigentlich sollte es Deine "Geschichte" sein, die Du über/mit Deinen Daten erzählst. Zum Thema "ownership" und zu den psychologischen Aspekten des Forschungsprozesses fand ich übrigens ganz toll: Joan Bolker, Writing Your Dissertation in Fifteen Minutes A Day (trotz des Titels).
Am Ende läuft es darauf hinaus, dass Du entscheiden musst, was Du in Deiner Diss machen willst, und möglichst jemanden finden müsstest, der Dich dabei unterstützt. Ich weiß noch, dass Du mal geschrieben hast, dein Chef hätte sich beschwert, dass Du nicht genug Methoden kannst. "Nicht genug" Methoden, finde ich, gibt es in dem Sinne nicht - wenn Du entschieden hast, welche "Geschichte" Du erzählen möchtest, musst Du genau die Methoden lernen, die Du dafür brauchst. Wenn jemand allerdings das Ganze zu einer Serie von Reifen macht, durch die man springen muss, dann kann ich mir gut vorstellen, dass man die Lust verliert.
Ich hoffe, das hilft vielleicht ein bisschen, und drücke Dir ganz doll die Daumen, dass Du eine Lösung findest. Ich habe nach 8 1/2 Jahren mich rumquälen zufällig einen tollen Zweitbetreuer gefunden, von dem ich vieles von dem, was ich oben schreibe, gelernt habe, und habe das ganze Ding dann in sechs Monaten geschrieben - und obwohl diese letzte Phase superstressig war, war es auch das erste Mal seit Langem, dass mir Wissenschaft wieder richtig Spaß gemacht hat. Das ist jetzt schon ein paar Jahre her, und die Entscheidung, doch dabeizubleiben, habe ich noch nicht bereut. Aber diese Erfahrung zeigt jedenfalls, wie viel einfacher es plötzlich gehen kann, wenn man die richtige Unterstützung findet. Viel Glück dabei, bzw. dabei, die für Dich richtige Entscheidung zu finden.
Danke.
dankedankedanke für diesen wunderbaren Kommentar.
Er hat mich auf so viele Arten und Weisen berührt, daß ich über einen Monat lang einfach sprachlos war - auf diese Weise im Netz Unterstüzung und Hilfe zu erfahren, das hat mir wahnsinnig viel gegeben.
Was ich getan habe in diesem Schweigemonat (blogtechnisch): ich habe viel geredet, mit Freund_innen, mit mir selbst, mit meiner Homöopathin, mit meiner Mutter - und ich habe mir das Buch gekauft und angefangen zu lesen.
Ich habe jetzt mehr Perspektiven als vorher, bin ruhiger und gefaßter - und gelassener, was die Promotion angeht. Entweder es klappt, oder es klappt eben nicht.
Meine Deadline ist Ende 2012, dann endet mein Arbeitsvertrag und ich werde nicht verlängern. Bin ich bis dahin promoviert, gut. Bin ich es nicht, auch gut.
Von Herzen jedenfalls Danke - Du und Deine Worte, Ihr habt mich weitergetragen diesen Monat.