Schön war es und beseelt und nicht nur in meinem Empfinden ein bißchen wie Urlaub. Ich habe viele sehr liebenswerte, überraschende, herzliche Menschen kennengelernt, und das Schöne daran war, daß ich am Anfang dachte, wir hätten uns nichts zu sagen, nichts gemeinsam, nichts, was uns verbindet.
Tja, weit gefehlt...
Wenn ich mir meine Vorurteile so anschaue und meine Projektionen, die ich anderen aufdrücke, da ärgert es mich im Nachhinein, daß ich mich um so viele Chancen gebracht habe, richtig gute Leute kennenzulernen. Immerhin habe ich es diese Woche mehr als gut geschafft, über meinen kleinen Suppenkaspertellerrand zu schauen und meine Mitmenschen einfach mal sein zu lassen, mir zu gönnen, von ihnen überrascht zu werden.
Alles in allem fühlt es sich an wie ein Miniurlaub, den ich mir gegönnt habe. Oder, um es mit Worten aus dem Seminar zu sagen: Ich habe mich mir selber gegönnt.
Wie kannst Du voll und echt Mensch sein, wenn Du Dich selbst verloren hast? Damit Deine Menschlichkeit allumfassend und vollkommen sein kann, mußt Du auch für Dich selbst ein aufmerksames Herz haben. Bist Du nicht jedem fremd, wenn Du Dir selber fremd bist? Ja, wer mit sich selber schlecht umgeht, wem kann der gut sein?
Denk also daran: Gönne Dich Dir selbst. Tu es immer wieder einmal. Fange damit an, daß Du über Dich selbst nachdenkst.
Denn was nützt es Dir, wenn Du die ganze Welt gewinnst und einzig Dich verlierst?
Bernhard von Clairvaux an Papst Eugen III
Schlaf gut, liebes Internet.
smiri - 13. Mär, 23:27
Wow, ist das anstrengend.
Und: Wow, ist das gut.
Das ist die Kurzfassung der letzten beiden Tage. Was mir am meisten auffällt, ist die Tatsache, daß ich meine mir selbst gesetzten Wochenziele erreiche, ohne es zu merken. Soll heißen: Ich höre zu und gehe auf andere ein und denke noch, ach Mensch, sei doch mal ein bißchen kontaktfreudiger und einfühlsamer, und bekomme just da die Rückmeldung, daß ich das bin. Das ist schön.
Die innere Leere, die große, füllt sich so langsam wieder, und so anstrengend das auch alles ist, ist es auch unheimlich entspannend. Ich merke, wie sich meine Akkus wieder füllen, aus denen in den letzten Jahren so viel Energie gerieselt ist. "Ein Loch ist im Eimer, liebe Liesel, liebe Liesel..."
Um mal zu veranschaulichen, was für mich bisher am anstrengendsten war, stellt Euch folgende Situation vor:
16 Personen und zwei Leiter sitzen im Kreis. Jede der 16 Personen formuliert ihre Lernziele für die Woche. Jede der 16 Personen sucht sich, nachdem sie ihr Lernziel erklärt hat, zwei Personen aus, die das Lernziel in eigenen Worten wiedergeben sollen, so, wie es bei ihnen angekommen ist. Dann nochmal im Plenum: Was ist bei den anderen angekommen?
Das Ganze hat über eine Stunde gedauert, über eine Stunde intensivstes Zuhören, umformulieren, abstrahieren, konkretisieren, zusammenfassen. Ich weiß wirklich nicht, wann ich das letzte Mal so aufmerksam zugehört habe. Das war richtig gut, auch wenn ich mich alle paar Minuten zusammenreißen mußte, nicht abzuschweifen, keine Sätze zu vervollständigen, nicht vorschnell zu urteilen, nicht alles als begriffen abzuhaken.
Ich lerne gerade, Leute um mich herum sein zu lassen, ihnen Raum zu geben und einfach mal zuzuhören.
Klingt einfach, ist aber richtig kompliziert. Und macht Spaß.
Alles in allem das Richtige zum richtigen Zeitpunkt.
Und morgen ist ein Taizé-Gottesdienst, da gehe ich hin.
Und Poispielen lerne ich auch.
smiri - 11. Mär, 21:34