...fünfzehn Jahre jünger als Sven K., aber dieser Text hat mich dann doch irgendwie berührt:
"Alt".
In dem Moment mußte ich an das Entsetzen und die Verblüffung in den Augen meiner Mutter denken, die an ihrem fünfzigsten Geburtstag (der nun auch schon wieder fast zehn Jahre zurückliegt) erschüttert ins Leere oder in die Zeit blickte und flüsterte: "Mein Gott, jetzt bin ich fünfzig."
Ich habe diesen Schrecken nicht vergessen und ich denke oft an meine Mutter, als sie jung war.
Als sie so alt war, wie ich jetzt bin, war sie schon Mutter meines einen Monaten alten Selbst in Gestalt eines viel schlafenden, sehr unstressigen Säuglings, hatte noch vier Wochen Mutterschutz und war (zumindest denke ich mir das so) unausgeschlafen, aber glücklich. Mein Vater war zu diesem Zeitpunkt gerade mal fünfundzwanzig, also sogar ein Jahr jünger als der Schwarze Mann, frisch gebackener Vater und Diplomübersetzer und (so denke ich mir das zumindest) unausgeschlafen und arbeitslos, aber stolz und glücklich.
Und heute (neuneundzwanzigeinhalb Jahre später) sitze ich hier und tippe einen Beitrag für mein Weblog, verlinke einen Text eines Mannes, den ich nicht kenne und schreibe gleichzeitig an einem Vortrag für die erste Tagung meines Lebens, auf der ich präsentieren muß. Meine Mutter und mein Vater sind gesundheitlich angeschlagen und sehr oft sehr unglücklich, außerdem (zum Glück!) nicht mehr miteinander verheiratet und versuchen, die Jahre bis zur Rente irgendwie rumzukriegen. Was dann ist, weiß aber auch keiner so genau. Einfach weitermachen.
Jetzt bin ich die Generation, die Pläne schmiedet und Dinge tut, erwachsen wird, mit den Tücken des Alltags kämpft und noch nicht alles gesehen hat. Unausgeschlafen und manchmal sehr genervt ob allem, teilweise sehr am Boden, aber alles in allem: Lebendig und glücklich. Und auch stolz.
Wahnsinn.
smiri - 29. Jul, 15:07