Heute geht's gar nicht.
Sonntag, heute ist es eklig, heute tut es weh und lähmt mich. Ich vermisse den Pferdedieb und das, was wir hatten.
Und stelle mir vor, ganz viel: Wie es war, was er jetzt wohl mit der Erna macht. Ob er ihr auch sagt, wie gut sie sich anfühlt und wie schön sie ist. Ob er sich nachts im Bett an sie schmiegt und mit ihr Nase an Nase einschläft. Ja, wirklich: Der Pferdedieb war der erste Mann, der mir nachts ins Gesicht atmen durfte. Und es hat mir nichts ausgemacht, im Gegenteil. Nase an Nase, das fand ich schön.
Und ich fand seine Stimme am Telefon schön und wie er mich Schnitte genannt hat. Nennt er die Erna auch Schnitte?
Und wie er mir Kaffee oder Tee ans Bett gebracht hat. Und ich ihm. Der, der gerade bei sich zuhause war, hat Frühstück gemacht. Macht er der Erna jetzt auch Frühstück?
Und wie ich bei seinen Eltern nachts rauchend im Garten stand und den Mond angeschaut habe und den Kirchturm im Dunkeln, dessen Glocke immer ein bißchen klingt wie eine rostige Gießkanne. Und ich stand da und habe mir versprochen, immer wieder in diesen Garten zu kommen und den Mond anzuschauen. Jetzt kann ich das Versprechen nicht mehr halten.
Aber wenigstens habe ich das noch: Die Erinnerungen. Denn der Schmerz und das Vermissen sind nur Zeichen dafür, daß das Gute, was wir hatten, noch da ist. Das hat er mir nicht weggenommen, wenn er mir schon die Träume und Hoffnungen geklaut hat, das nicht, das bleibt und ist meins. Und ich fürchte, es ist sogar meins ganz allein, denn ich bezweifle, daß er sich an mein Gesicht erinnert, wenn die blonde Erna ihn anschaut. Vielleicht soll sie das ja: Sich zwischen ihn und seine Erinnerungen an mein Gesicht schieben, weil es sonst weh täte.
Mir tuts grad weh, wirklich furchtbar. Aber ich weiß auch, ich brauche das jetzt. Die Zeit, die wir hatten, war gut. Und hat daher ordentliche Trauer verdient und Erinnerung und Gedenken, wie man so schön sagt. Klar geht alles weiter, gehts ja immer irgendwie. Wer wüßte das besser als ich, die ich Trash Town aufgebaut habe in jahrelanger Kleinarbeit: Mein Nest für den Phönix.
Und der Phönix und ich, wir trauern eben jetzt. Um die verlorenen Ziele und die Zukunft, die jetzt in einem anderen Hosenbein der Zeit verloren gegangen ist und nicht mehr die unsere ist. Das, was wir wollten oder zusammen gekonnt hätten und die Sicherheit. Vor allem die Sicherheit, die fehlt mir jetzt. Ich habe mich ehrlich und ernsthaft geborgen gefühlt bei meinem Pferdedieb und sicher und aufgehoben und wertgeschätzt.
Aber den Pferdedieb von damals, den gibt es jetzt leider nicht mehr. Bloß noch in meinen Erinnerungen und auf Fotos, die zur Zeit viel zu weh tun, da geht anschauen noch nicht. Und den erinnerten Pferdedieb, den behalte ich einfach, der gehört immer noch mir, da kann keiner was dran ändern.
Es war eine gute Zeit, mein Herz. Und so, wie sie war, bleibt sie auch erhalten, als Gedanke und Gefühl. Und so, wie sie war, fehlt sie mir. Und weil sie so war, wie sie war, weine ich jetzt und bin unkonzentriert und zu nichts zu gebrauchen und esse kaum noch was. Das hat die Zeit aber auch mehr als verdient, das ist schon in Ordnung, denn sie war zu wichtig, als einfach weiterzugehen und nur noch einen flüchtigen Eindruck zu bewahren, wie ein Schaufenster, in das man kurz reinkuckt und dann weiterläuft. So geht das nicht.
Und ich weiß immer noch nicht, wie das passiert ist, daß das jetzt alles anders ist. Ich habe verstanden, daß es anders ist und vorbei und ich jetzt trauern muß, aber irgendwie wurde der Weg von A nach B in diesem Fall in Nullzeit zurückgelegt, ohne mir vorher Bescheid zu sagen. Das ging alles viel zu schnell, nicht nur mit der Erna, auch vorher schon.
Ich befürchte, ich werde das auch nicht mehr verstehen in diesem Leben. Und dem Pferdedieb, wie er zu mir war die letzten Tage unserer Zeit, dem bin ich nach wie vor gram und böse, denn das war gemein. Richtig gemein. Aber mir unsere Zeit wegnehmen, das kann er nicht, auch wenn er das versucht.
Den Pferdedieb von damals, den habe ich immer noch lieb. Den kann mir keiner klauen, an den erinnere ich mich.
Der von heute hingegen, der kann mir gestohlen bleiben.
Und stelle mir vor, ganz viel: Wie es war, was er jetzt wohl mit der Erna macht. Ob er ihr auch sagt, wie gut sie sich anfühlt und wie schön sie ist. Ob er sich nachts im Bett an sie schmiegt und mit ihr Nase an Nase einschläft. Ja, wirklich: Der Pferdedieb war der erste Mann, der mir nachts ins Gesicht atmen durfte. Und es hat mir nichts ausgemacht, im Gegenteil. Nase an Nase, das fand ich schön.
Und ich fand seine Stimme am Telefon schön und wie er mich Schnitte genannt hat. Nennt er die Erna auch Schnitte?
Und wie er mir Kaffee oder Tee ans Bett gebracht hat. Und ich ihm. Der, der gerade bei sich zuhause war, hat Frühstück gemacht. Macht er der Erna jetzt auch Frühstück?
Und wie ich bei seinen Eltern nachts rauchend im Garten stand und den Mond angeschaut habe und den Kirchturm im Dunkeln, dessen Glocke immer ein bißchen klingt wie eine rostige Gießkanne. Und ich stand da und habe mir versprochen, immer wieder in diesen Garten zu kommen und den Mond anzuschauen. Jetzt kann ich das Versprechen nicht mehr halten.
Aber wenigstens habe ich das noch: Die Erinnerungen. Denn der Schmerz und das Vermissen sind nur Zeichen dafür, daß das Gute, was wir hatten, noch da ist. Das hat er mir nicht weggenommen, wenn er mir schon die Träume und Hoffnungen geklaut hat, das nicht, das bleibt und ist meins. Und ich fürchte, es ist sogar meins ganz allein, denn ich bezweifle, daß er sich an mein Gesicht erinnert, wenn die blonde Erna ihn anschaut. Vielleicht soll sie das ja: Sich zwischen ihn und seine Erinnerungen an mein Gesicht schieben, weil es sonst weh täte.
Mir tuts grad weh, wirklich furchtbar. Aber ich weiß auch, ich brauche das jetzt. Die Zeit, die wir hatten, war gut. Und hat daher ordentliche Trauer verdient und Erinnerung und Gedenken, wie man so schön sagt. Klar geht alles weiter, gehts ja immer irgendwie. Wer wüßte das besser als ich, die ich Trash Town aufgebaut habe in jahrelanger Kleinarbeit: Mein Nest für den Phönix.
Und der Phönix und ich, wir trauern eben jetzt. Um die verlorenen Ziele und die Zukunft, die jetzt in einem anderen Hosenbein der Zeit verloren gegangen ist und nicht mehr die unsere ist. Das, was wir wollten oder zusammen gekonnt hätten und die Sicherheit. Vor allem die Sicherheit, die fehlt mir jetzt. Ich habe mich ehrlich und ernsthaft geborgen gefühlt bei meinem Pferdedieb und sicher und aufgehoben und wertgeschätzt.
Aber den Pferdedieb von damals, den gibt es jetzt leider nicht mehr. Bloß noch in meinen Erinnerungen und auf Fotos, die zur Zeit viel zu weh tun, da geht anschauen noch nicht. Und den erinnerten Pferdedieb, den behalte ich einfach, der gehört immer noch mir, da kann keiner was dran ändern.
Es war eine gute Zeit, mein Herz. Und so, wie sie war, bleibt sie auch erhalten, als Gedanke und Gefühl. Und so, wie sie war, fehlt sie mir. Und weil sie so war, wie sie war, weine ich jetzt und bin unkonzentriert und zu nichts zu gebrauchen und esse kaum noch was. Das hat die Zeit aber auch mehr als verdient, das ist schon in Ordnung, denn sie war zu wichtig, als einfach weiterzugehen und nur noch einen flüchtigen Eindruck zu bewahren, wie ein Schaufenster, in das man kurz reinkuckt und dann weiterläuft. So geht das nicht.
Und ich weiß immer noch nicht, wie das passiert ist, daß das jetzt alles anders ist. Ich habe verstanden, daß es anders ist und vorbei und ich jetzt trauern muß, aber irgendwie wurde der Weg von A nach B in diesem Fall in Nullzeit zurückgelegt, ohne mir vorher Bescheid zu sagen. Das ging alles viel zu schnell, nicht nur mit der Erna, auch vorher schon.
Ich befürchte, ich werde das auch nicht mehr verstehen in diesem Leben. Und dem Pferdedieb, wie er zu mir war die letzten Tage unserer Zeit, dem bin ich nach wie vor gram und böse, denn das war gemein. Richtig gemein. Aber mir unsere Zeit wegnehmen, das kann er nicht, auch wenn er das versucht.
Den Pferdedieb von damals, den habe ich immer noch lieb. Den kann mir keiner klauen, an den erinnere ich mich.
Der von heute hingegen, der kann mir gestohlen bleiben.
smiri - 2. Nov, 22:09